Vom Vollgummireifen zum Pneu

Der „Wingfoot-Express“ von Goodyear ebnete dem Lkw die Spur

Neon Auto

 

Sie rollen auf großdimensionierten „Walzen“ über unsere Straßen. Heute. Aber davon haben die „Kapitäne der Landstraßen“ von einst – wenn überhaupt – nur geträumt. Während 1915 bereits die Hälfte aller amerikanischen Pkw auf Luftpneus „schwebte“, rumpelten die Lkw noch immer auf knüppelharten Vollgummireifen über die auch nicht gerade topfebenen Straßen.


Beim Reifenkonzern Goodyear in Akron/Ohio begann man deshalb intensiv, sich mit der Entwicklung eines Lkw-Luftreifens zu beschäftigen. Im Januar 1917 war man der Meinung, die Serienreife für einen Lkw-Pneu erreicht zu haben. Ein Unterfangen allerdings, das – wie so oft bei bahnbrechenden Neuerungen – Skeptiker auf den Plan rief. Um die Öffentlichkeit von der Gebrauchsfähigkeit der neuen LKW-Reifen in der Praxis zu überzeugen, wurde am 19. April 1917 ein spektakuläres Unternehmen gestartet. In den frühen Morgenstunden ging ein Fünftonner-Packard zum ersten Luftreifentest auf die 2500 Kilometer lange Strecke zwischen Akron und Killingly/Connecticut. Der „Wingfoot- Express“ – auf diesen Namen nach dem Goodyear-Markenzeichen, dem geflügelten Fuß, getauft - sollte den Beweis antreten, dass auch ein Lkw solche Mammutstrecken auf „weichen Sohlen“ bewältigen kann.


Allerdings war man bei Goodyear wohl selbst noch nicht so ganz vom Erfolg dieses Tests überzeugt und schickte sicherheitshalber zwei Begleitfahrzeuge mit auf die Tour. Deren Ladung bestand außer dem üblichen Werkzeug aus 60 Litern Öl, 40 Litern Benzin und 60 Litern Wasser. Und in weiser Voraussicht war für alle Fälle ein Pressluftgerät zum Aufpumpen der Reifen an Bord.


Erster Zwangsstopp in Edinburg/Ohio. Aber diesmal noch nicht einer ReifenPanne wegen. „Old John Packard“ war im Matsch versackt. Ausgerechnet bei der Konkurrenz musste Hilfe geholt werden. Der Fünftonner wurde mit einem Eisenbahn-Hebegerät wieder flottgemacht. Danach ging es „zügig“ auf der Straße weiter. Abgesehen davon, dass etwa alle 140 Kilometer einem Reifen buchstäblich die Luft ausging. Das Pressluftgerät bekam reichlich Arbeit...


Allen Widrigkeiten zum Trotz erreichte der Wingfoot-Express am 12. Mai Killingly. 23 Tage nach dem Start in Akron. Für den Rückweg brauchte der Tross ganze fünf Tasge. Das Ergebnis war noch nicht ganz überzeugend. 28 der „aufgeblasenen“ Pneus waren verschlissen worden. Ein Jahr später aber konnte auf einer 5000 Kilometer langen Teststrecke diese Bilanz gezogen werden: „Null“ Reifenpanne.


Was für den zivilen Automobilbau gut ist, müsste auch für den militärischen Bereich einsetzbar sein. Dachte man zumindest bei Goodyear und nahm Kontakt zur US Army auf. Doch die Herren Militärs schüttelten mit dem Kopf. Man stelle sich vor, ein Luftreifen fängt sich eine einzige feindliche Kugel ein und legt mit einem „Plattfuß“ das entsprechende Fahrzeug lahm. Bei einem Vollgummireifen kann das nicht passieren. Und bei dem blieb es dann auch.


Vor soviel militärischer Strategie kapitulierte Goodyear, ließ sich an der Weiterentwicklung des Pneus aber nicht hindern. Bereits 1926 wurden für Lkw Luft- als Vollgummireifen produziert 1930 stand zehn Luftreifen nur noch ein Vollgummi gegenüber. 1940 lautete das Verhältnis bei 10 000:1. Und wer heute noch ein Relikt aus den Pioniertagen des Lkw und des Wingfoot-Express sehen will, muss schon in ein Museum gehen.






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Textzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler, Manfred E. Friedrich
Fotos: © EPS-Schäffler, Goodyear / Archiv Friedrich
Quelle: Goodyear

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