Blade II

Die Rückkehr des Wesley Snipes

D er mit dem Schwert ist wieder da, denn es kann nur einen geben. Nicht den Highlander, denn der hat sich inzwischen selbst geoutet. War ja auch nicht mehr auszuhalten. Ganz anders beim neuen Blade II von Meisterregisseur Guilliermo del Toro. Da fegen nicht nur internationale Stars haufenweise durchs Bild, sondern die klassische Darstellung der Guten und Bösen erfährt noch eine deutliche Steigerung: die Superbösen.

Wesley Snipes brilliert als schwertschwingender Halbvampir, der sich in sein Schicksal ergeben hat und munter alles über die Klinge springen lässt, das auch nur den Hauch einer Bösartigkeit spüren lässt. Auch seine extreme Lichtscheuheit hat er Dank eines Gegenmittels gänzlich abgelegt. Dafür genehmigt er sich ganz gerne einen guten Schluck Roten. Und von wegen Tanz der Vampire. Guilliermo del Toro ist weit davon entfernt, das Genre des Vampirfilms durch den Kakau zu ziehen. Ron Perlman, Leonor Varela, Norman Reedus, Luke Goss, Matt Schulze und Thomas Kretschmann bewegen sich auf der anderen Seite des Lichtes, sie sind die Kinder der Nacht – eben Vampire. Vergessen Sie den klassischen Dracula, Urvater aller blutgierigen Beißerchen, hier spielt ein anderes Orchester. Doch auch sie sehen sich einer tödlichen Gefahr gegenüber – den Sensenmännern, blutsaugenden Schattenwesen, die sich schnell wie der Blitz eindimensional durch eine düstere Welt bewegen und jeglicher Lebensform den Saft abzapfen, einschließlich der Vampire, was diesen überhaupt nicht gefällt. Ihre Gegenleistung besteht ausschließlich in der Garantie, dass ihre Opfer anschließend Mausetot sind.

Handlungsort: Moskau.

Drehort: die industriellen Außenbezirke von Prag, aber nicht das Reich des Bösen.

Welch ein Pech für das Ruhrgebiet. Der Film kommt dreißig Jahre zu spät. Vielleicht klappt es ja bei Teil drei, denn der ist bereits geplant. Blade wird als Trilogie in die Kinos kommen, wie weiland Star Wars und Alien. Letzterer setzt jedoch noch einen vierten Teil drauf, ist damit sowohl von der Qualität als auch der Handlung unerreicht. Zurück zu Blade II und Wesley Snipes. Da fließt alles zusammen, was das Genre weltweit zu bieten hat. 80 Tonnen Ausrüstung wurden von England nach Prag geschafft, Filmblut in diversen Farben in Kubikmetern hergestellt, pyrotechnische Effekte zelebriert, die die Grenzen des Machbaren tangierten. Schwertkämpfer aus Fernost, eigens zum Training des Titelhelden eingeflogen. Die düstere Kanalisation der Stadt (weltweit lieben Regisseure diese stinkenden Gedärme) - beliebter Drehort nicht nur bei Blade II - und brachliegende Industriekomplexe lassen das Bild einer morbiden, vom Untergang bedrohten Welt erstehen.

Der Edelmut des Highlanders, die Selbstzweifel an der eigenen Bestimmung, fernöstliche Kampftechnik, das mögliche Happy End eines Blade Runners, das Wühlen im Sumpf der Zivilisation, die überberstenden Actionszenen mit Stunts, die nicht nur den Zuschauern im Kino die Haare zu Berge stehen lassen. Ein Streifen, der seine geistigen Anleihen, seine Stärke und Dynamik aus den Wurzeln zahlloser Comicquellen zieht. Kostüme und Kulissen verleihen diesem atemberaubenden Ausrottungsmarathon ein beängstigend reales Bild von einer Welt, die unsere Nachfahren in nicht all zu ferner Zeit vor ihre größte Herausforderung stellen könnte.

Kris Kristofferson, die singende Kinolegende, verleiht dieser Blut- und Hackfleischorgie jene Melancholie, zaghafte und tief verborgene Sehnsucht nach Erlösung, denn als Lehr- und Waffenmeister Blades bringt der Mime so etwas wie Besinnung und Distanz in die Handlung. Ungemein wichtig, um nicht völlig vom Donnerschlag Handlung überrannt zu werden.

In diesem Film geht die Post ab, das kann ich Ihnen schon jetzt versichern. Blade II ist auf dem besten Weg seinen Vorgänger in den Schatten zu stellen. Obwohl – nur selten schafften es Trilogien tatsächlich diesem Anspruch gerecht zu werden. Blade II ist ein Teil davon.

Im Verleih von Warner Bros.



Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / Körner / Rech

Text: Hans Joachim Rech.
Fotos: Warner Bros.

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