Das Freilichtmuseum Hessenpark

Hier wird die Vergangenheit lebendig



Freilichtmuseen gibt es viele in Deutschland, und das ist gut so. Nirgendwo sonst bietet sich für die Menschen im Land die Gelegenheit, die ehedem so hochgelobte "Gute Alte Zeit" aus nächster Nähe zu erleben. Gleich vorweg – die gute alte Zeit war weder gut noch sorgenfrei – jedenfalls nicht für die normale Dorfbevölkerung, die sich täglich um ihr Brot mühte und plagte. Aus der eigenen Erfahrung weiß ich um die Entbehrungen, welche die Dörfler und Bauernfamilien auf sich nehmen mussten und ich bin dankbar, dass mir nun die Annehmlichkeiten des Fortschritts beschieden sind, auch wenn mancherorts eben gegen diesen Fortschritt ins Feld gezogen wird. Auch darf sich der Besucher von den zum Teil prachtvoll gestalteten und bemalten Häusern und Fachgewerken im Hessenpark nicht täuschen lassen.

Die Erbauer und Bewohner dieser Häuser hatten damals weder das Geld noch die Zeit ihre Immobilien stets auf dem neuesten Stand der Technik zu halten, geschweige denn regelmäßig zu renovieren. In den vergangenen Jahrhunderten bis hinein ins zwanzigste, ja sogar einundzwanzigste Jahrhundert dienten die im Hessenpark und nicht nur dort wieder aufgestellten Häuser und Wirtschaftsgebäude einzig und allein dem Zweck des Lebens und Unterkommens, wenn es auch je nach "Wohlstand" die eine oder andere Verzierung, Möblierung oder Besonderheit gab. Natürlich sah das Anwesen eines reichen Bauern anders aus als die einfache Kate eines Landarbeiters oder die Hütte eines Tagelöhners. Dennoch darf man die Augen nicht vor den Tatsachen verschließen, dass das Leben unserer Vorfahren alles andere als üppig oder gut war, mögen die hübschen Häuser, Fachgewerke und Mühlen im Hessenpark auch einen anderen Eindruck erwecken.

Hinzu kam, dass die Bewohner der Dörfer und Weiler in politischen Wirren schutzlos der Willkür marodierender Heerscharen und der Willkür fremder Fürsten ausgeliefert waren. Weiterhin möge der Besucher bedenken, dass nicht alle Dörfler über den gleich guten Boden, die beste Lage für den Anbau von Obst, Getreide und fette Weiden für die Viehhaltung verfügten. Fernsehserien der jüngsten Zeit haben eindrucksvoll bewiesen, welchen Entbehrungen und harter Arbeit unsere Vorfahren ausgesetzt waren, um zu überleben.

Die ausgewählten Wohlstandsfamilien standen ob der enormen und vor allem ungewohnten Belastungen und Herausforderungen mehrfach vor dem Abbruch dieser Experimente. Wenn Sie Ihr Weg in den Hessenpark führt, was ich an dieser Stelle ausdrücklich befürworte, dann lassen Sie sich nicht von den bunten Fassaden, den sauberen Läden, gepflegten Ställen, wohl bestellten Feldern und Weiden hinters Licht führen; die Wirklichkeit sah zu jener Zeit alles andere als rosig aus und war geprägt von Armut, Elend und dem täglichen Kampf um ein Stück Brot.


Die Anlage


Im Jahre 1974 wurde der Hessenpark gegründet, der sich mittlerweile auf eine Fläche von über 65 ha ausbreitet und mehr als 100 Gebäude umfasst. Bei der Präsentation der Häuser, Katen und Mühlen beschränkte man sich nicht nur auf die Charakteristik der Anwesen, also Gutshof, Kate, Tagelöhnerhaus, Werkstätten, Stallungen usw., sondern legte großen Wert darauf die Baulichkeiten so zu ordnen, dass dem Besucher die soziale und wirtschaftliche Verzahnung der damaligen Zeit transparent wird.

Bei den im Hessenpark aufgestellten Original Gebäuden handelt es sich durchweg um Anlagen, die an ihrem ursprünglichen Standort nicht mehr zu halten waren, was übrigens ein Merkmal der meisten Gebäude in den deutschen Freilichtmuseen ist. Beim Freilichtmuseum Hessenpark erlebt der Besucher jedoch nicht nur die Anhäufung bestimmter zugehöriger Bauwerke eines Dorfes oder Weilers, sondern auch eine Wanderung durch die verschiedenen landschaftlichen Regionen Hessens, welche überaus reizvoll sind.
Wenn Sie unter diesen Aspekten Ihre Wanderung durch den Hessenpark antreten, gestaltet sich Ihr Spazier- und Entdeckungsgang in der Tat zu einer Reise in die Vergangenheit, die mit einemmal so lebendig wird, als stünden Sie mittendrin. Doch mit der Präsentation der Häuslichkeiten und ihrer Möblierung ist der Hessenpark noch lange nicht am Ende, im Gegenteil, nun beginnt das Abenteuer erst. Authentizität ist oberstes Gebot bei der Darstellung des früheren Lebens. Ob Krämerladen, alte Schmiede, ob Wohnstube, Stallung oder Viehhaltung – die lebensnahe Präsentation in beinahe allen Bereichen macht das Erlebnis Hessenpark zu einem richtigen Abenteuer für die ganze Familie.


Handwerk hat Tradition


Brotbacken beim Bäcker mit allem was dazu gehört. Von wegen mal eben rasch zum Discounter gehen und zwischen Dutzenden Brotsorten die Qual der Wahl haben. Annehmlichkeiten dieser Art waren unseren Vorfahren gänzlich unbekannt. Damals backte man auf Vorrat – meist zweimal im Monat, je nach Ernteertrag auch nur einmal. Dann war Kohldampf Küchenmeister und die Ernährung wurde zwangsläufig auf andere Produkte umgestellt. Brotbacken nach alter Sitte, das bedeutet auch Zeit haben und dem Brotteig seine Ruhe zur Entfaltung lassen. Hernach wurden die Laibe geformt und dann in den vorgeheizten Steinbackofen geschoben. Arbeit über Arbeit – die allesamt vom Bäcker verrichtet wurde. Den Grundstoff für das Brot – das Mehl – wurde vom Müller geliefert. Er gab dem Bäcker auf, wie viel Brot von jedem Sack Mehl für jede Familie zu backen war.

Darüber wurde in jener Zeit mit Argusaugen gewacht. Wissen Sie wie ein Fass hergestellt wird? In der Küferei oder beim Wagner können Sie der Anfertigung von der Auswahl des Holzes über die Herstellung der Dauben bis zur Beschlagung mit Fassreifen zusehen, ein beeindruckender Vorgang, der dem handwerklichen Geschick des Küfers oder Wagners einen hohen Wert verleiht. Wie der Name Wagner sagt, stellte der gute Mann auch die hölzernen Räder für die bäuerlichen Fuhrwerke und herrschaftlichen Kutschen her.

Alles Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Damit dies nicht nur für den Reiter sondern auch das Pferd zutrifft, muss das Ross regelmäßig "gewartet" werden, es muss zur Inspektion wie heute ein 5Auto. Denn der Hufschmied verpasste dem Pferd nicht nur neue Hufeisen, er kannte sich auch in der Anatomie der Tiere sehr gut aus und konnte so manches Zipperlein bei den vierbeinigen ein PS-Traktoren kurieren. Erleben Sie hautnah einen Hufschmied in Aktion. Wenn Sie eine Postkarte von Ihrem Besuch im Hessenpark an die Lieben daheim senden möchten, so können Sie das im historischen Postamt tun.

Planen Sie schon länger Ihren Besuch beim Frisör, dann sind Sie im Hessenpark richtig. Nach alter Tradition werden Ihnen hier die Haare gestutzt. Darüber hinaus bietet der Hessenpark über das Jahr zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen eine Plattform, so zum Thema Auswanderung oder zum 60. Geburtstag des Landes Hessen. Wer den Dieseltraktor gegen einen "Ackergaul" eintauschen will, dem sei die Landwirtschaft im Hessenpark ans Herz gelegt, wo sich alles an den alten Überlieferungen orientiert.

Traditionelle Pflanzen wie Getreide, Öl- und Faserpflanzen bilden das Grundgerüst der Bewirtschaftung, und alles was die Tiere im Stall zu Boden fallen lassen, landet später "naturbelassen" wieder auf den Feldern. Das Düngen ausschließlich mit Stallmist bekommt nicht nur den Böden im Hessenpark gut, sondern schlägt sich auch in den Erträgen nieder, die aus diesem "Bio-Anbau" erwirtschaftet werden. Alte Rassen, Landschläge, Obstsorten und Handwerke bilden das Rückgrat des bäuerlichen Wirtschaftslebens unserer Vorfahren. Hier erlebt der Besucher die Lebendigkeit einer Vergangenheit, die historisch Jahrhunderte hinter uns liegt, im Hessenpark jedoch eine lebensnahe Teilnahme erlaubt.


Feste und Feiern


Wer hart arbeitet der darf auch feiern. Nun – im Hessenpark ist das heute auch ohne diese Vorleistung möglich. Gottlob werden Sie sagen, dass uns die Zeiten dieser Entbehrungen, der Mühsal und Plackerei weitestgehend erspart blieben. Dennoch kannten auch unsere Vorfahren die eine oder andere kollektive Vergnügung, und das Brauchtum in der urbanen Gemeinschaft wurde gepflegt.

In diesem Sinne geht man auch entsprechend im Hessenpark an die überlieferten Festgewohnheiten heran. Ob Ostern, Tanz in den Mai, Pfingsten , Erntedank und Weihnachten – es sind dies die traditionellen Feste der 5Landbevölkerung und des Bauerntums, welche auch in harten Zeiten – angepasst an die herrschenden Bedingungen begangen wurden. Diese Traditionen werden im Hessenpark lebendig gehalten und über das Jahr in zahlreichen Veranstaltungen zelebriert.

Doch beschränken sich diese Veranstaltungen nicht allein auf das Brauchtum, sondern ziehen in ihrem Gefolge fast immer einen oder mehrere Märkte mit sich, welche sich unter den Besuchern und im Umland großer Beliebtheit erfreuen. Ausstellungen und Veranstaltungen mit künstlerischem Hintergrund stellen zusätzliche Höhepunkte im Hessenpark dar, wobei die Umgebung des Freilichtmuseums sich in idealer Weise für diese Präsentationen eignet. Ob Theater, ob Lesungen, ob Open-Air auf dem Marktplatz oder Konzerte; das Angebot an kulturellen Ereignissen ist in jedem Fall beeindruckend und über die Region hinaus bekannt und geschätzt.


Teilnehmen am historischen Leben


Im Hessenpark gehört dies zum täglichen Brot, zur Normalität. Besonders Jugendliche und Kinder werden im Rahmen von Schulprojekten an die Lebensweise der Vorfahren herangeführt, die von der Errichtung eines Lehmbaus über den Entwurf und das Drucken einer Zeitung oder dem Bau eines Fachwerkhauses alles im wahrsten Sinne des Wortes "hautnah" erleben und bewerkstelligen können.

Der soziale und kollektive Effekt dieser Gemeinschaftsarbeit ist hierbei noch gar nicht berücksichtigt und kann nicht hoch genug eingestuft werden. Für alle die sich trauen, bietet der Hessenpark ein ganz besonderes Ambiente, denn eine Hochzeit im Freilichtmuseum – ob nun standesamtlich oder kirchlich – wird für alle Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis werden, denn so etwas erleben Sie wirklich nur einmal im Leben.

Ihre Wanderung durch den Hessenpark hat nicht nur optische und akustische Eindrücke in Ihnen hinterlassen, sondern auch Ihren Appetit spürbar angeregt ob der vielfältigen Düfte und Aromen, die Ihre empfindliche Nase umweben.

Nichts ist im Hessenpark leichter zu befriedigen als Ihr Verlangen nach Stillung des Hungers. Auf dem Marktplatz finden Sie alles was Ihr lukullisches Herz begehrt, und wenn der Duft frisch gebackenen Brotes wie eine sanfte Brise durch die Lüfte schwebt, hat Sie die lebendige Vergangenheit des Hessenparks endgültig in ihren Bann gezogen.

Lassen Sie es sich gut gehen zwischen blühenden Blumen und Pflanzen aus aller Welt. Genießen Sie die virtuosen Erzeugnisse des Kunsthandwerkermarktes, erleben Sie das Erntedankfest, den Tag des Pferdes, die hessische Geschichte, das Fest der Lichter im Advent und den Weihnachtsmarkt mit all seiner Pracht – im Freilichtmuseum Hessenpark wird das ganze Jahr lebendige Vergangenheit gelebt – hautnah für alle und jeden.

Viel Vergnügen auf den Spuren Ihrer Ahnen.

Information:

Freilichtmuseum Hessenpark GmbH
Laubweg 5
61267 Neu-Anspach
Internet: www.hessenpark.de


Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / Körner / K. W.Vick

Text: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler / Hans Joachim Rech
Fotos: © EPS-Schäffler / Freilichtmuseum Hessenpark GmbH
Quelle: Freilichtmuseum Hessenpark GmbH

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Layout und Gestaltung: Andreas Schefisch 15.10.2006