Das Freilichtmuseum Glentleiten

Ein Bewahrer bäuerlicher Lebensweise und ländlicher Kultur



Hintergrund


Was ein Freilichtmuseum ist wissen Sie. Ein Museum an der frischen Luft - ohne Dach. Wobei das auch wieder nicht ganz richtig ist, denn die meisten ausgestellten Museumsstücke befinden sich halt doch in Gebäuden. Aber das sind nicht irgendwelche, schon gar nicht Museen. Nein - bei einem Freilichtmuseum handelt es sich fast immer um ein offenes, weitläufiges Areal, in das diverse Häuser, Fahrzeuge, Maschinen, Werkstätten und sogar lebende Tiere eingebracht werden. Wie es in einem Dorf halt so üblich ist.

Nun fragen Sie sich - warum denn das alles? Wäre es nicht besser die Teile an ihrem Ort in harmonisch-gewachsener Umgebung zu belassen? Man würde schon wenn man könnte. Bei all den in einem Freilichtmu-seum ausgestellten Stücken ist es fast immer so, dass sie an ihrem ursprünglichen Standort im Wege waren. Dies gilt insbesondere für Häuser, Gehöfte, Werkstätten und große Maschinen. Deshalb kam man nicht nur in Glentleiten auf die Idee ein Freilichtmuseum einzurichten. Derweil gibt es sie recht zahlreich in Deutschland - Tendenz weiter steigend. Warum? Im Grunde reicht dazu eine simple Erklärung aus. Die Wegwerfgesellschaft.

Wer besitzt heute noch einen Nierentisch aus den Fünfzigern, oder einen S/W Fernseher, ein Dampfradio oder eine Küchenmaschine? So könnte ich die Aufzählung beliebig fortsetzen. Denken Sie nun nochmals fünfzig Jahre zurück an das Ende des Neunzehnten und den Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts. Woraus bestand da die Habe, der Hausrat eines Menschen, einfach aus den Dingen, die er bei sich trug. Und die ließ er am ehesten hinter sich. So wurde die Ware Mangelware, die es zunächst zuhauf gab. Um sie stilgerecht zu präsentieren, brachte man sie in Häusern unter, die in jener Zeit ebenfalls häufig vorhanden waren.

Doch da gab es dann ein Problem. Wie bekomme ich das passende Haus an den Ort, wo ich das Museum einrichten möchte? Da bleibt nur eins - das Haus abbauen und auf dem Museumsgelände wieder aufbauen. Gesagt - getan. So kam es, dass in Glentleiten auf einer Fläche von rund 35 ha ein Frei-lichtmuseum entstand, wo die bäuerliche Kultur und Lebensweise zum einen, wo Almen, historische Werkstätten und Bauergärten zum anderen auf lebendige Weise neu erstanden und im Original eingerichtet wurden. Denn in Glentleiten fanden zahlreiche ländliche Bauten aus ganz Oberbayern eine neue Heimat, die an ihrem Ursprungsort nicht mehr gehalten werden konnten.


Lebensweise dokumentiert


Häuser allein machen jedoch noch kein Freilichtmuseum aus, denn es fehlt etwas ganz entscheidendes - die Lebendigkeit. Erinnern Sie sich doch einmal an die Museumsbesuche Ihrer Kindheitstage? Mich graust es noch heute, wenn ich daran denke. Halbdunkle Hallen, in denen nicht gesprochen werden durfte. Ein eigenartiger Geruch von Leblosigkeit lag in der Luft. Überall Hinweistafeln auf denen stand, was man als Besucher zu unterlassen hatte. Dazwischen kleine Schilder die auf das ausgestellte Stück hinwiesen, es erklärten. Nichts durfte angefasst werden und Fragen nach der Herkunft stellten sich erst im Nachhinein, wenn man diese ehrwürdigen Räume verlassen hatte. Nein - damals machte mir ein Museumsbesuch überhaupt keinen Spaß. Gottlob hat sich an den Museen, der Präsentation der Exponate und damit auch an meiner Einstellung einiges geändert.

Museen heute, besonders Freilichtmuseen, das ist wie ein Spaziergang durch die lebendige Welt unserer Vorfahren. Wieso? Ganz einfach, weil Menschen es geschafft haben diese Welt wieder lebendig werden zu lassen. Ebenso wie in Glentleiten. Da ist ja nicht nur das überzeugende Landschaftspflegekonzept, welches typische Segmente der voralpinen Landschaft zeigt, wie sie zum Teil noch bis in die Fünfziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts in der Umgebung von Glentleiten existierte.

Es sind dies vor allem die Bauerngärten, die Obstgärten, die Streuobstwiesen, die unterschiedlichen Weideflächen - so Hutungen und Waldweide, aber auch ganz einfache Streuwiesen. Daneben präsentiert sich die Entwicklung des Bauerngartens vom Mittelalter bis in die Jetztzeit, vor allem werden alte und beinahe vergessene Gemüsearten, Heil- und Gewürzkräuter sowie Färbepflanzen angebaut.

Sogar lebendiges Viechzeug kreuzt fidel und munter den Weg des Besuchers, und manch selten gewordene Landrasse wie Stein- oder Brillenschaf oder Pinzgauer Rind verdankt dem Freilichtmuseum ihr Überleben. Zusätzlich erfordert der Ökopfad "Was wächst denn da?" die Aufmerksamkeit des Gastes, denn er macht mit der historischen Kulturlandschaft Oberbayerns vertraut. In alten Werkstätten werden täglich Handwerkstechniken vorgeführt, die oftmals schon vergessen wurden. Wer sich für alte Keramikerzeugnisse und deren Herstellung interessiert, der ist in der Hafnerei genau richtig.


Kultur pur


Kulturreich ist sie, die oberbayerische Landschaft, ein prachtvolles Stück unserer schönen deutschen Heimat. Tief verwurzelt im Herzen der Menschen prägt sie bis zum heutigen Tage Landschaft und Seele ihrer Bewohner. Schauen Sie sich um - nicht nur in Glentleiten. Wie ein Edelstein liegt das Freilichtmuseum eingerahmt von Staffelsee, Riegsee, Kochelsee und Walchensee.

Unweit grüßt das ehrwürdige Kloster Beneditktbeuren, und zum Südwesten hin erhebt sich das Ammergebirge im Landkreis Ostallgäu und Garmisch-Partenkirchen. Ein Paradies auf Erden , vom Herrgott und der Natur gleichermaßen reich beschenkt. Und wer die Nase ein wenig in den Wind steckt, die Augen und Ohren öffnet, der findet den Weg nach Oberammergau und ins Kloster Ettal, beide nur wenig mehr als eine Autofahrstunde von Glentleiten entfernt. Sie sehen - liebe Leser, der Besuch von Glentleiten bietet Ihnen viel mehr als nur ein Freilichtmuseum.

Wussten Sie, dass das Freilichtmuseum 2005 auf der Bundesgartenschau in München mit einem Bauerngarten vertreten war? Die Bekanntheit des Museums geht weit über die regionalen Grenzen hinaus und ist bei Freunden musealer Bauernkultur in ganz Deutschland kein Geheimnis. Die Angebote an Ausstellungen zu zahlreichen Motiven sind über das Jahr vielfältig. Das reicht von Frühlingsblühern und seltenen Heilpflanzenzwiebeln über internationale Tierausstellungen hin zu Kursen für Kinder und Erwachsene und endet noch lange nicht im Bauern- und Christ-kindlmarkt.


Einkaufen und Erinnern

Früher beschränkte sich das Angebot eines Museums auf einen Katalog, bestenfalls einen Museumsführer. Darin wurde jedoch mehr über das Museum als die ausgestellten Stücke geschrieben, weil allein schon der Platz nicht ausreichte. Heute ist das gottlob alles anders. Museen sind zu wahren Zauberkünstlern in Sachen Vermarktung geworden - und das ist bei der chronischen Geldnot der öffentlichen Kassen gut so.

In Glentleiten findet der Besucher die Möglichkeit zum käuflichen Erwerb von Töpfereiwaren im Zehentmaier Hof (Hafnereiwaren). Der Kramerladen bietet ein typisches Sammelsurium an Souvenirs, Spielwaren, Textilien, Bavarica, Süßigkeiten und anderen regionalen Produkten. Wer es museal haben möchte, der kann sich im Museumsladen mit Produkten aus dem Museum (Repliken versteht sich) so Postkarten, Publikationen, Holzkohle, Irdenware oder regionaltypischer Kleidung eindecken.

Zum Kauf werden auch historische Pflanzen und kraftvolle Obstbrände angeboten. Derzeit hat der seit 1972 bestehende Verein zur ideellen und materiellen Förderung des Museums rund 2600 Mitglieder, die sich aus allen Teilen des Landes rekrutieren. Den Vorsitz hat Oberbayerns Regierungspräsident Werner-Hans Böhm inne. Der Besuch eines Freilichtmuseums macht hungrig und durstig.

Hier sei Ihnen der Besuch der Gaststätte Starkerer Stadel empfohlen, die neben 150 Sitzplätzen auch einen großen Biergarten anzubieten hat, indem die Gäste mit traditionellen Schmankerln verwöhnt werden. Für den kleinen Hunger zwischendurch bietet sich der Kramerladen an, wo frische Kuchen und leckeres Schmalzgebäck angeboten werden.


Blick in die Zukunft


Seit mehr als 25 Jahren arbeiten viele Menschen daran, das überlieferte und regionale Kulturgut zu erhalten und zu erforschen. Das Ziel dieser Arbeit ist es zu zeigen, wie früher in Oberbayern gelebt und gearbeitet wurde. Doch damit nicht genug. Ein Freilichtmuseum ist eben kein statisches Gebilde sondern ein lebendiger Organismus, der sich beständig fortentwickelt. Dieser Entwicklung tragen Wissenschaftler, Mitarbeiter für Presse und Öffentlichkeitsarbeit, für Veranstaltungen und Pädagogik, Bauleute, Restaurantbetreiber, Gärtner, Service- und Verwaltungskräfte Rechnung.

Derzeit werden dem Besucher mehr als 55 original aufgebaute historische Gebäude einschließlich der originalen historischen Einrichtungen zur Besichtigung angeboten. Und jährlich ergänzt sich das Angebot an weiteren Exponaten. Dabei geht es um die Präsentation aller sozialen ländlichen Schichten Oberbayerns. Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Bauern sind ebenda anzuschauen wie die Behausungen von Handwerkern und Tagelöhnern. Darüber hinaus ziehen die Nebengebäude wie Heustadel, Backhaus oder Werkstätten wie Hufschmiede das besondere Interesse auf sich.

In Glentleiten wird im wahrsten Sinne des Wortes die alte Zeit in ihrer Gesamtheit erneut lebendig. Ob sie gut oder weniger gut war möge der einzelne Besucher für sich entscheiden. Dem Besucher wird ebenso anschaulich die Integration der einzelnen Objekte in die Gesamtheit des bäuerlichen Alltags transparent gemacht, wobei sich viele Fragen durch die Anordnung der Ensembles ohne große Worte selbst beantworten.

Dies ist eine der herausragenden pädagogischen Eigenschaften des Freilichtmuseums Glentleiten - eine Mischung aus Bildungs- und Unterhaltungsangebot anzubieten, die Menschen - nicht nur aus der Umgebung zum Mitmachen und Mitgestalten auffordert, sondern auch Anregungen, Tipps und Nachdenkliches vermittelt, die im privaten Haushalt und Garten völlig neue Wege beschreiten helfen.


Die Kirschen in Nachbars Garten


Nein - es wird nicht geklaut, keine Bange. Wir werfen nur einen Blick in Nachbars Garten. Der ist jederzeit erlaubt, und warum soll man sich nicht die eine oder andere Idee zu Nutze machen? Mich als Nachbarn ehrt es, wenn meine angrenzenden Gartenfreunde den einen oder anderen Tipp aufnehmen. Jedenfalls hatte man in Glentleiten im Jahre 2005 die Idee eine Ausstellung zum Thema "Kleine Paradiese ? Einblicke in Nachbars Garten" zu eröffnen.

Man wollte einfach mal sehen und dokumentieren, wie Privatgärten heuer im Regierungsbezirk Oberbayern ausschauen. Dabei ging es nicht einfach nur um die bildhafte Darstellung der Pflanzen oder Garteneinrichtung. Vielmehr wollte man herausfinden, was der Garten für den einzelnen Menschen bedeutet. Welche Pflanzen ihm besonders lieb geworden sind, welche gestaltenden Elemente sein Handeln beeinflussen und warum manche Gartenbesitzer ihren Garten zu wahren Gesamtkunstwerken umgestalten.
Heraus kam eine eindrucksvolle Ausstellung, die nachhaltig über die Entwicklung in der Gartenkultur des 20. Jahrhunderts informierte. Sie sehen - das Freilichtmuseum Glentleiten ist so viel mehr als nur ein Museum unter freiem Himmel, Glentleiten ist das lebendige Erlebnis einer bäuerlichen Lebenskultur, die soweit entfernt von uns scheint und doch so nah ist, dass wir ihren Pulsschlag fühlen können. Lauschen Sie dem Herzschlag dieser Kultur, sie hat uns ungemein viel zu erzählen.

Zu erreichen ist das Freilichtmuseum Glentleiten einfach und bequem über die Autobahn München-Garmisch-Partenkirchen, Ausfahrt Murnau/Kochel. Oder per Bahn nach Kochel am See und von dort mit dem Bus des RVO direkt ins Museum. Die genauen Fahrt- und Öffnungszeiten sowie Eintrittspreise fragen Sie an unter Tel. 08851-1850 oder www.glentleiten.de


Information:

Freilichtmuseum Glentleiten
82439 Großweil
E-Mail: freilichtmuseum@glentleiten.de
www.glentleiten.de


Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / Körner

Text: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler / Hans Joachim Rech
Fotos: © EPS-Schäffler / Freilichtmuseum Glentleiten
Quelle: Freilichtmuseum Glentleiten

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Layout und Gestaltung: Andreas Schefisch 19.09.2006