Ibiza - mal ganz ländlich !

von Cord C. Troebst

Wo die Natur noch in Ordnung ist

Es soll Menschen geben, die fliegen nach Ibiza, um dort die Nacht zum Tag zu machen und die Sonne zu verschlafen. Und es gibt andere. Dieser Bericht ist für die anderen. Denn trotz Diskotheken, Paella- und Pizzabuden, Bier- und Sangrija-Tränken gibt es auf dieser Insel der Pityusen (zu denen u.a. auch Mallorca und Menorca gehören) zum Glück noch ländliche Stille und neuerdings sogar Baustops. Spaniens Naturschützern sei Dank !

Freilich, die Schönheiten wird man meist nicht gleich beim ersten oder auch beim zweiten Besuch entdecken. Es sei denn, man verzichtet von Anbeginn auf die überlaufenen Strandpromenaden und größeren Orte - und geht lieber gleich "ins Hinterland". Das bedeutet nicht - weg vom Wasser - sondern weg von Asphalt und Beton und hin zu unbebauten Küstenstrecken und malerischen Buchten. So haben wir's gemacht: Reisezeit im Frühjahr bzw. Herbst, auf alle Fälle außerhalb der großen Ferien. Leihwagen (möglichst mit Klimaanlage), Wasserration, festes Schuhwerk, Badeschuhe. Zum Autofahren gleich ein paar Ratschläge : Fahren mit Kopfhörer oder Handy am Ohr ist nicht erlaubt. Ebenso wenig das Wegwerfen von Kippen oder anderen Gegenständen, die ein Feuer auslösen können. Und das kann selbst eine leere Glasflasche ! Halten oder Parken darf man nur auf den markierten Seitenstreifen, auch außerhalb von Ortschaften. Und es besteht Anschnallpflicht.

Sant Antoni de Portmany (besser bekannt als San Antonio) jenseits der Bucht, ließen wir links liegen und fuhren erst mal Richtung Osten, nach Santa Gertrudis de Fruitera.

Wer zum erstenmal nach Ibiza kommt - so was soll es ja auch geben - lasse sich nicht durch die Schreibweise der Namen irritieren Ein Freund von uns wartete in Mailand stundenlang auf einen Zug nach München - "Die fuhren alle nur nach Monaco". Aber das heißt auf Italienisch eben München. Ähnlich verwirrend auf den Balearen: seit 1991 gelten nur noch die katalanischen Bezeichnungen für Orte, Strassen und Namen. Aber überall hat sich das noch nicht durchgesetzt - und so heißt es einmal Santa Agnes (katalanisch) und einmal Santa Ines (kastilisch) . Oder Sa Talaiassa bzw. Atalayasa. Auf Wegweisern nach Ibiza-Stadt steht grundsätzlich Eivissa. Das muss man erst einmal herausfinden.

Santa Gertrudis zeigt Geschmack. Vielleicht haben sich deswegen einige deutsche "Siedler" in den Hügeln der Umgebung niedergelassen. Bis Eivissa sind es ja nur etwa 12 Kilometer. Auch die Schauspielerin Heidelinde Weiss will sich "hier zur Ruhe setzen". Die Häuser um die Wehrkirche des kleinen Ortskerns sind gepflegt, es gibt einige Bars und Antiquitätenläden und Galerien. Im Zeitungsladen an der Ecke kennt fast jeder Kunde jeden anderen Kunden. Man trifft sich zum Morgenplausch, geht dann rüber zur Bar "Es Canto" zu einem café solo oder café leche. Oder zu "Costa" für ein Schinkensandwich. Über dem Tresen hängen manchmal bis zu 150 luftgetrockneten Schinken von der Decke - ähnlich wie in den anderen Räumen verkäufliche Gemälde lokaler Künstler an den Wänden. Unter dem Generalismus Franco war die Bar besonders bei Künstlern beliebt, und weil sie fast alle am Hungertuch nagten, bezahlten sie mit Bildern. Und die hängen da nun zum Teil noch heute.

Natürlich kann man bei den Fahrten durch die Insel wählen zwischen Schotterstrassen (zum Glück gibt es noch welche) und mit EG-Geldern gebauten zwei- oder auch mehrspurigen Asphaltpisten. Auf denen schrumpfen Entfernungen zum Katzensprung. Etwa die von Gertrudis nordwärts nach Sant Miquel de Balansat. Das ist ein kleiner Ort, ein Nest fast mit Wehrkirche, zwei Restaurants, einigen Apartamentos. Geradeaus (nach Norden) geht es zum Hafen Port de San Miquel de Balansat. Der Besuch - zwei riesige Hotels an der rechten Seite der Bucht, der Strand in englischer Hand - ist "freiwillig". Aber wenn auf dem Weg dorthin vorher linkerhand das handgemalte Schild "Urbanisation Na Xamena" auftaucht, wird Abbiegen und Weiterfahren fast zur Pflicht: die "Strasse" ist hier je nach Jahreszeit voller Schlaglöcher oder auch Wasserpfützen. Uneingeweihte drehen hier meist um und fahren lieber zum Hafen. Aber nur mutig weiter ! Von der Urbanisation ist nach einer Weile nur die Einfahrt zu sehen, die Häuser liegen versteckt im Wald. Und dann parkt man plötzlich vor dem Hotel "Hacienda". Fünf Sterne führt es stolz, und ist wohl das schönste auf ganz Ibiza, mit entsprechenden Preisen. Das Doppelzimmer kostet ca. 150 Euro die Nacht. Aber man darf natürlich an der Bar einen Kaffee trinken und sich ein wenig umsehen und den schönen Pool bewundern und die Aussicht auf das tief unten liegende Meer.

Zurück nach Sant Miquel und von da nach Sant Joan de Labritja. Bauernhäuser, steinige Felder mit rotbrauner Erde, Ziegen und Schafe in kleinen Grüppchen unter Oliven-, Mandel- und Zitronenbäumen - und zur rechten Jahreszeit immer wieder Wildblumen. Eine kurvenreiche Strasse (dritter Ordnung, wie sie mal alle waren auf der Insel) führt zwischen zwei Bergkuppen (200 und 300 m hoch) nach Portinax. Der Ort liegt praktisch in einer Schlucht - und die ist zugebaut mit Wasserrutschen, zwischen denen Jugendliche mit ihren Schnorchelbooten herumpaddeln.

Entschädigt dafür werden wir (dazu muss man erst zurück nach Sant Joan) auf der Weiterfahrt nach Sant Vicent de sa Cala. Da zweigt plötzlich links ein holpriger Weg ab, (Kategorie etwa "Strasse fünfter Ordnung"). Ein handgemaltes Schild besagt: "Port de ses Caletes". Kurvenreich geht es voran, vorbei am 300 Meter hohen Berg Talaia de Sant Vicent steil aufwärts und wieder steil abwärts. Wieder ist Wagemut gefragt, man darf nicht aufgeben. Am Straßenrand Mandelbäume, Bäume mit Johannisbrot (aus dem der Likör "alo" gewonnen wird), Felder im Terrassenbau, ab und zu ein Bauernhaus oder eine Villa. Und dann ist man endlich "unten" an einer kleinen Bucht: glasklares Wasser mit Geröllboden (deswegen die Badeschuhe !), einige Bootshäuser - und außer uns nur drei andere Touristen ! Hier kann man schon einen Tag verbringen, weitab von anderen, übervollen Stränden.

Solche Buchten fanden wir viele, sowohl an der Nordküste wie einige Tage später an der Westküste. Aber ich werde Sie hier nicht verraten. Manche sagen, der schönste Strand weit und breit sei die "Cala Jondal", eine Felsenbucht nicht weit von Eivissa in Richtung Flughafen: feiner Sand, kristallklares Wasser. Oder die Platja de Migjorn bei den alten Salinen. Oder.. oder.. oder - und darüber wird man immer wieder streiten können.

Wer Ibiza ungestört genießen will, sollte jedenfalls selbst erkunden, welche einsame Badebucht ihm am besten gefällt - über Schotterstrassen oder auch zu Fuß. So nahmen wir auch von Sant Vicent zu dem bekannten Ferienort Figueral die Schotterstrasse, und nicht die parallel dazu laufende Hauptstrasse. Unterwegs Clubs, Hotels, flache Sandstrände, Sonnenschirme - das übliche - aber dazwischen, und da muss man eben etwas marschieren - gibt es auch immer wieder einsame Plätze.

Wer auf Strandpromenade und people-watching (Leute besehen) nicht verzichten will, aber trotzdem keinen Rummel mag, ist in Santa Eularia des Riu am besten aufgehoben. Die Umgebung ist Ackerbaugebiet, man sieht Felder, Mandelplantagen, Olivenbäume - und manchmal einen Gemüsestand, an dem man frische Waren bekommt ehe sie im Supermarkt landen. Die Bogenbrücke am Stadteingang ist das auf Ibiza das einzige, aus der Römerzeit stammende Überbleibsel. Lange dämmerte der Ort vor sich hin, wurde erst um 1920 von englischen Künstlern als Feriendomizil entdeckt, als ihnen Ibiza-Stadt (damals schon !) zu hektisch wurde. Der Bauboom der Nachkriegszeit, dem einige hässliche Hotels und Urbanisationen zu "verdanken" sind, (das Verwaltungsgebiet Santa Eularias zählt ca. 17.000 Einwohner) ist zum Glück gebremst. Im alten Viertel der Stadt gibt es noch bzw. wieder gemütliche Ecken. Und im Vergleich zu Sant Antoni oder gar Ibiza-Stadt ist es an der Fußgängerpromenade Paseo Maritimo geradezu ruhig. Keine Autostrasse führt daran vorbei, Nepp und Nippes wurden abgedrängt oder verschwanden völlig. Von den Gartenstühlen der Cafees schaut man direkt auf die große, sandige Badebucht. Nur mittwochs sollte man nicht kommen - es sei denn, man will zum Hippiemarkt in Es Canyar an der Punte Arabi. Hippiemärkte gibt es zwar überall auf der Insel, aber dieser ist besonders populär - und dann sind die Strassen in und um Santa Eularia besonders voll. Die Hippies waren die ersten, die Anfang der 60ger Jahre alte Fincas auf Ibiza renovierten und dann versuchten, von Luft, Liebe und ein wenig Kunsthandwerk zu leben - Schmuck und kleinen Gebrauchsgegenständen, wie sie auch heute noch auf den Märkten verkauft werden. Die Edel-Hippies der 70-ger Jahre, wie Roman Polanski, Mick Jagger oder Nina Hagen hatten und haben damit nichts zu tun...

Wer zu Natur auch noch Kultur mag: Im Museo Arqueologic D'Eivissa I Formentera in der Altstadt (Dalt-Vila) von Eivissa kann er erfahren, dass diese bereits von den berühmt-berüchtigten Karthagern 654 Jahre vor Christus gegründet wurde - unter dem Namen Ebysos. Im Jahr 123 vor Christus kamen die Römer, machten Ibiza zu ihrer Kolonie. 426 n. Chr. Gab es dann die ersten Einfälle der Vandalen, sie waren gewissermaßen die Vorläufer der heutigen Touristenhorden. Ihnen folgten die Byzantiner und um 900 die Mauren. In den folgenden Jahrhunderten dann waren Ibiza und Formentera ständigen Seeräuber-Attacken ausgesetzt. Daher die Wehrkirchen. Dann drehten viele Ibizenker den Spieß einfach um - um ihrerseits die Besucher zu schröpfen, ein weiterer Grund für uns, überlaufene Orte zu meiden.

Den Inselaufenthalt nutzten wir lieber, um uns für die nächsten Ferien weitere Timesharing-Anlagen anzusehen. Ungewöhnlich schön: das Gelände neben dem "Club Delphin" an der Westküste oberhalb der Cala Codolar (Sandstrand). Den Club selbst - eine kleine Urbanisation - führen LTours, ITS und Neckermann im Programm. Auf der Rückfahrt durch die Felder zu unserem "eigenen" Penthouse nach Port des Torrent, abends bei Dämmerlicht, halten wir linkerhand bei "Faustinos" einem Terassen-Restaurant. Kein Schicki-Micki-Lokal mit "chen"-Gerichten (Süppchen, Schinkenröllchen, Küchelchen), sondern ein Restaurant der "einheimischen Art": Papa kocht, Mama serviert. Typische Gerichte: im Ofen gebackene Fische, Hühnchen mit Hummer, Paella mit Ziegenfleisch; als Grundlage für Ragout oder Risotto gibt es manchmal den "Sofrit" aus Zwiebeln, Tomaten und Knoblauch in Olivenöl. Alles ist schmackhaft, reichlich und preiswert. Und unten in der Ferne blinken die Lichter von Sant Antoni - ohne Lärm und Autoabgase. Die Insel wird von fast allen Veranstaltern angeflogen.
Internet: www.ibiza-spotlight.de



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