Nürnberg und seine Burg

        Eine Tausendjährige Geschichte

Einleitung

Über Nürnberg zu schreiben ist wie das Hase - Igel Spiel. Es hört niemals auf. Immer wieder finden sich neue Gesichtspunkte, Perspektiven und geschichtliche Nuancen, die emsige Schreiber, Historiker und Geschichtsforscher auf den Plan rufen, um ihr eigenes Gedankenspiel den bereits vorhandenen hinzuzufügen.

Recht so, denn Geschichte und ihre Hinterlassenschaft ist ja mehr als nur die kalendarische Fortschreibung bestimmter Ereignisdaten. Diese können sich sowohl in einer Person, in einem gesellschaftlichen Geschehen oder in einem herausragenden Bauwerk/Monument manifestieren. Nürnberg und seine Burg ist ja nicht nur die Anhäufung mittelalterlicher Bausubstanz, sondern auch ein historisches Ballungszentrum deutscher und europäischer Geschichte. Die deutschen Kaiser hielten hier ihre jährlichen Reichstage ab, nationales Recht wurde hier verkündet und gesprochen, und Nürnberg wurde über Jahrhunderte zum Garanten für die Existenz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Doch wäre Nürnberg damit unterrepräsentiert. Die Stadt steht gleichermaßen für Kunst, Kultur und Technik.

Sie ist berühmt für ihren Christkindlmarkt, steht als "Welthauptstadt der Lebkuchen" im Guiness Buch, hat dem deutschen Spielzeug ihren Stempel aufgedrückt und kann mit Symbolfiguren wie Albrecht Dürer und Peter Henlein aufwarten, zwei herausragende Künstler und Feinmechaniker, der eine Maler und Bildhauer, der andere Erfinder der Taschenuhr. Doch was wäre Nürnberg ohne seine Burg? Markant und beherrschend thront sie im wahrsten Sinne des Wortes hoch über der Stadt auf einem mächtigen Bundsandsteinfelsen. Und aus diesem Gestein ist sie auch erbaut, wie die meisten alten Häuser der Stadt. Zu beiden Seiten der Pegnitz gelegen, bildet Nürnberg mit seiner Partnerstadt Fürth heute eine wirtschaftliche und soziale Einheit. Rund eine halbe Million Menschen leben und arbeiten im Bereich der ehemaligen reichsfreien Stadt, die heute zum wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt Niederbayerns zählt.

Nürnberg wurde nicht nur durch seine Kaiser und Reichstage berühmt, sondern erlangte auch weltpolitische Bedeutung wegen der Reichsparteitage der Nazis und nach dem 2.Weltkrieg durch die Nürnberger Prozesse. Tausend Jahre Geschichte haben im Gesicht der Stadt ihre Spuren hinterlassen. Auf Ihren Spaziergängen durch Nürnberg und Ihrem Weg hinauf zur Kaiserpfalz, wird auf jedem Ihrer Schritte diese urdeutsche Geschichte so lebendig wie an ihrem ersten Tag.

 

Geschichte der Stadt und Burg

Alles begann um 1050 mit der Beurkundung durch den Kaiser, dass eine bis dahin als "Leibeigene" gehaltene Person ab sofort frei ist und in den Ehestand treten dürfe. Dieser Vorgang hatte keinerlei politische Bedeutung, aber in der Urkunde wurde erstmals der Name Nürenberch erwähnt. Die Keimzelle für die große Zukunft einer bedeutenden Stadt war gelegt, doch bis zur Kaiserpfalz und den Reichstagen war noch ein weiter Weg. Ausschlaggebend für den Standort Nürnberg war sicherlich in erster Linie der strategisch bedeutsame Felsrücken, der sich aus der Senke heraus erhob und zum Bau einer Burg geradezu einlud. In zweiter Linie spielte das Wasser eine große Rolle, und das schaffte die Pegnitz in unermüdlichem Eifer heran. Beste Voraussetzungen zur Gründung einer Burg - und - späteren Stadt auf und um den "Nürenberch".

Im Mittelalter ging es dann erst mal richtig zur Sache. Hast du was - dann bist du was. Wer eine Burg sein eigen nennen konnte, der stand in der gesellschaftlichen und politischen Hierarchie schon sehr weit oben und sonnte sich in der Gunst des Kaisers. Jedenfalls wurde die Burg Nürnberg - kaum dass sie errichtet war, gleich wieder belagert und teilzerstört. Diese Art Abriss- und Wiederaufbaumaßnahmen genießen bis heute bei fast allen Völker eine hohe Tradition. Mitte des 12.Jahrhunderts wird erstmals das Amt des Burggrafen erwähnt, eine Art ministerialer Verwalter des Königs. Staufer und Welfen wechselten in der Herrschaft ab, was aber die neuerliche Zerstörung der Burg nicht verhindern konnte. Zu jener Zeit hielten Staufer wie Welfen ihre Hoftage in Nürnberg ab, der Begriff Reichstag wurde es später eingeführt. Um den wirtschaftlichen Stand der Bürger zu sichern stellte man einen Freiheitsbrief aus, welcher besagte, dass die Nürnberger nur ihrem König untertan zu sein hätten - sonst niemandem.

Das war in jenen Tagen ein großes Privileg, was den nachhaltigen Reichtum der Stadt erklärte, denn Handel und Wandel sorgten nun für einen mittelalterlichen Konsum-Boom. Nach den Staufern und Welfen streckten erst die Habsburger, dann die Hohenzollern ihre Griffel nach Burg und Stadt aus. Besitz weckt die Gier nach noch mehr Besitz, was die Standpunkte zwischen Bürgerschaft und Adel zusehends verhärtete und letztlich in kriegerischer Auseinandersetzung mündete. Dennoch schafften es die gegnerischen Parteien durch einen Kompromiss die Kampfhandlungen zu beenden. Im 13.Jahrhundert schließlich mutierte Nürnberg zum politischen Mittelpunkt des Reiches, und die Reichstage zu Nürnberg gerieten von mal zu mal zu glanzvolleren Ereignissen. Die Welt drehte sich ungeachtet dessen kontinuierlich weiter, und am Horizont warfen die ersten Streiflichter der Neuzeit harte Schatten, die den Untergang des Mittelalters und der Ritterzeit ankündigten.

Innnehof der Burg mit Luginsland Der Wald um Nürnberg prachtvolles Tor im Burgbereich
Blick in den Burgvorhof mit Sinweltturm gut Kirschen essen in Nürnberg Kirschenverkäufer mit Kunde in Nürnberg

Der letzte Kaiser, der seinen ersten Reichstag in Nürnberg abhielt, war Kaiser Maximilian I., auch der "letzte Ritter genannt". Im Jahre 1491 residierte er fast ein halbes Jahr lang auf der Burg. Sein Nachfolger Kaiser Karl V ließ Nürnberg gelinde gesagt links liegen und hielt von nun an die Reichstage in Worms am Rhein ab. Der Dreißigjährige Krieg verheerte Deutschland, und nach dem Westfälischen Frieden fanden die Reichstage nunmehr in Regensburg statt. Dort blieben sie bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, aufgelöst durch den Korsen auf dem französischen Thron - durch Napoleon Bonaparte. Nun hatten die Nürnberger ihre Kaiserburg für sich, und niemand schien sich mehr groß für das Gemäuer zu interessieren. Später gelangte die Burg in bayerischen Besitz und avancierte zum bevorzugten Ziel des Bayernkönigs Ludwig I. Während des 2. Weltkrieges wurde Nürnberg und die Burg durch amerikanische und englische Bombenangriffe weitestgehend zerstört. Was sich Ihnen in Nürnberg als mittelalterliche Altstadt und Tausendjährige Geschichte der Burg präsentiert, ist fast zu Hundert Prozent rekonstruiert. Auch daran sollten Sie während Ihrer Wanderung durch Nürnberg und den Weg hinauf zur Burg denken. In heutiger Zeit zählt die Kaiserburg zum Besitz des Freistaates Bayern und wird zu Empfängen, Ausstellungen und anderen Veranstaltungen genutzt.

 

Burgenkunde und Forschung

Erst Mitte des 19.Jahrhunderts begann man sich wissenschaftlich für die Burg in Nürnberg zu interessieren, was die Forscher und Burgenkundler erwartungsgemäß vor große Probleme stellte. Allein die Zuordnung der Baustile, die das Aussehen der Burg über Jahrhunderte formten und veränderten, verlangte ein Höchstmaß an Sachkenntnis und Vorstellungsvermögen. So werden Sie auf ihrem Rundgang durch die Pfalz, wie die Kaiserburg auch genannt wird, auf Schritt und Tritt mit den baulichen Hinterlassenschaften der jeweiligen Herrschergeschlechter konfrontiert. Zweifellos beherrschen die vier Türme das Bild der Gesamtanlage, wie es auch auf historischen Stichen erkennbar ist. So bilden Luginsland, der Fünfeckturm, der Sinweltturm und der Kapellenturm die architektonisch geschlossene Einheit einer mittelalterlichen Schlachtordnung. Umgeben das Ganze von einem breiten künstlichen Graben zur Nordseite hin, während die Burg zum Westen hin durch mittelalterliche Mauern und städtische Befestigungswerke gesichert ist.

Zugänglich war die Pfalz durch zwei Eingänge, wobei der Hauptzugang sogar durch weitere Tore zusätzlich gesichert wurde. Auch ein Kaiser war nur solange Herrscher, wie er ausreichend geschützt wurde. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die neuzeitliche Burgenforschung gliedert die Kaiserpfalz Nürnberg in mehrere Abteilungen. Im äußeren Abschnitt betreten wir die Städtische Burg mit Kaiserstallung und Luginsland. Kaum sichtbar die Veränderungen, und der Besucher ist beim Aufstieg in den Burggrafenbereich gelangt, wo das Burgamtmannsgebäude die Eingänge zur Kaiserburg beherrscht. Hier wird man auch des Fünfeckturms ansichtig, ein im 17.Jahrhundert mit Kanonen bestückter Geschützturm. Sehenswert sowohl der Turm als auch die Walburgiskapelle, sowie die Bastion und der Turmanbau im Westen des Burggrafenhauses in Nachbarschaft zum Vestnertor. Über die Vorburg gelangt der Besucher vorbei am Sinweltturm zur Kaiserburg, somit bildet die Vorburg das verwaltungsmäßige Zentrum der Kaiserpfalz.

Hier war alles untergebracht, was einen reibungslosen Ablauf auf der Burg - nicht nur während der Reichstage garantierte. So gehören die Sekretariatswohnung, der Brunnen und die Wirtschaftsgebäude zum Kernkomplex der Vorburg, in dessen weiterem Verlauf wir zur Kaiserburg und Doppelkapelle gelangen.

Im Inneren der Kaiserburg befinden sich der Palas, der untere Rittersaal, der obere Kaisersaal und natürlich die Kaisergemächer wie Empfangszimmer, Kaiserliche Stube und die Kemenate. Da die weder die Geschichte noch die Entwicklung der Waffentechnik halt machen vor Kaiserpfalzen und Rittersälen , sah sich die Stadt Nürnberg veranlasst eine Bastei zu errichten. Die Relikte dieses martialischen Ungetüms sind auf der Seite des Vestnertores mit Blick nach Westen sehr gut zu erkennen und teilweise zu begehen. Zum Ausbau der Befestigung zählen zahlreiche Kasematten, in den Soldaten teilweise wohnten und somit Schutz und Unterschlupf fanden. Ein Besuch der Stadt Nürnberg ist in der Tat ein Besuch in Tausend Jahren deutscher Geschichte, die sich wie ein lebendiges Lesebuch vor Ihnen aufblättert. Versäumen Sie bei all Ihrer Bewunderung für dieses prächtige Bauwerk nicht den Besuch der zahlreichen Museen, Kirchen und Kunstschätze, für die diese Stadt ebenfalls berühmt ist.

Hierzu zählen neben Albrecht Dürer und Peter Henlein das Germanische Nationalmuseum, das Albrecht-Dürer-Haus, das Spielzeug-, Verkehrs- und Gewerbemuseum - nur um einige zu nennen, der Zoologische Garten, das Planetarium und eine Fahrt auf dem Rhein-Main-Donau Kanal. Wenn Sie ob all Ihrer Aktivitäten Durst und Hunger überkommen, dann sei Ihnen ein süffiges Weizenbier, - einige Nürnberger Lebkuchen oder eine Handvoll schmackhafter Kirschen empfohlen. Der Duft dieser köstlichen Naschereien begleitet Sie durch die Gassen der Stadt. Guten Appetit.

Informationen:

Germanisches Nationalmuseum
Kartäusergasse 1
90402 Nürnberg
Fax: 0911-13 31 200
E-Mail: info@gnm.de
Internet: www.gnm.de 
Albrecht-Dürer-Haus
Albrecht-Dürer-Straße 39
90403 Nürnberg
Fax: 0911-231 24 43
E-Mail: museen@stadt-nuernberg.de
Internet: www.museen.nuernberg.de 
Kaiserburg und Kaiserburg-Museum
Burgverwaltung Nürnberg-Kaiserburg-Museum
Auf der Burg 13
90403 Nürnberg
Fax: 0911-200 95 42
E-Mail: info@gnm.de
Internet: www.kaiserburg-museum.de 
Museum Tucherschloss mit Hirsvogelsaal
(Gewerbemuseum)
Hirschelgasse 9-11
90317 Nürnberg
Fax: 0911-231 54 22
E-Mail: museen@stadt.nuernberg.de
Internet:www.museen.nuernberg.de 
Spielzeugmuseum
Karlstraße 13-15
90403 Nürnberg
Fax: 0911-231 54 95
E-Mail: museen@stadt-nuernberg.de
Internet: www.museen.nuernberg.de 
Verkehrsmuseum Nürnberg
Lessingstraße 6
90443 Nürnberg
Fax: 0911-219 21 21
E-Mail: werner.holub@bku.db.de
Internet: www.dbmuseum.de 

Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / Körner

Text: Hans Joachim Rech
Fotos: EPS-Schäffler / Hans Joachim Rech
Quelle: Burg Nürnberg

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