Der Schwedentrip

ScandlinesMitte August bekommen Marcel und ich eine spontane Eingebung: "Lass uns den Kompass nach Norden ausrichten und Neuland erkunden!" Gesagt, getan. Prompt werden Lebensmittel gekauft, Zelt, Schlafsack und weiteres Gepäck im Auto verstaut und ein Fährticket besorgt.
Vielversprechend beginnt unsere Reise in Richtung Schweden über Rostock: Die Sonne scheint, wir sind guter Laune und klopfen uns wegen unserer Spontaneität gegenseitig auf die Schulter. Wir glaubten tatsächlich, die Strecke Hamburg Rostock über die Landstrasse in vier Stunden zu schaffen, bemerken aber bald, dass dies ein Irrtum ist. Ich kenne die Strecke lediglich als Schienenweg und stelle fest: Die Ostseetangente ist hoffnungslos überlastet, außerdem staut sich der Verkehr gnadenlos von Wismar über Bad Doberan bis hin nach Rostock.

An BordLeider verpassen wir unsere gebuchte Fähre. Aber ein Anruf bei "SCANDLINES" bringt uns schließlich unsere Euphorie zurück. Ein Mitarbeiter der Fährlinie teilt uns nämlich mit, dass die nächste Fähre nach Trelleborg (Südschweden) total ausgebucht sei, es jedoch noch Hoffnung gäbe: Wenn wir einen Umweg nicht scheuen, dann könnten wir von Saßnitz auf Rügen eine noch nicht voll gebuchte Fähre benutzen.Löbnitzer Mühle Wir stimmen zu und nehmen somit noch weitere reizvolle, landschaftliche Schönheit in uns auf. Eine wunderschöne alte Mühle hat es uns bei Löbnitz angetan; wir müssen einfach ein paar Fotos davon machen.

Vor Stralsund befinden wir uns abermals in einer Stauhölle und wünschen uns, dass der Ausbau der A 20, die inzwischen bis hinter Wismar zu benutzen ist, schnell vorangeht.

Zelt am StraßenrandIn Saßnitz angekommen, checken wir in einem der modernen Schiffe der "SCANDLINES" ein. Wir entspannen uns an Bord der Fähre und schmieden Routenpläne. So schippern wir in den nächsten Tag hinein und erreichen gegen vier Uhr früh das schwedische Festland. Von Trelleborg aus fahren wir auf der E 6 in Richtung Malmö. Urplötzlich meldet sich die Müdigkeit. Sie zwingt uns in eine kleine Abzweigung, wo ich alsbald im Scheinwerferlicht des Autos mein Zelt am Straßenrand aufstelle.

Marcel im Kornfeld Marcel zieht es vor, unter freiem Himmel in einem Kornfeld zu übernachten. Als ich schließlich in meinem Schlafsack verschwinde, mache ich gelegentliches Fluchen aus. Ja ja, die Mücken und der Morgentau, denke ich und döse ein. Vielleicht hätte auch Marcel sich den Luxus einer Kunstfaserhaut gönnen sollen. Wie auch immer, der Sandmann meint es nicht gut mit uns. Aus östlicher Richtung erhellt sich allmählich der Tag und erste Frühaufsteher rasen, zum Teil mit morgendlichem Hupkonzert, an uns vorbei. Ich habe beinahe das Gefühl, direkt auf der Straße zu campieren. Etwas mulmig öffne ich den Reißverschluß meines aufgestellten Zeltes und bin neugierig auf das, was ich jetzt wohl zu sehen bekomme. Weit spannt sich abermals ein Zelt über mich, und zwar ein wunderschönes, blaues Himmelszelt. Gleißendes Licht streichelt behutsam und wärmend meine Haut. Ich entdecke ein einzelnes Reh, das in der Nähe ast, und beobachte unterschiedliche, grüne Schattenspiele im tanzenden Sonnenlicht - all dieses läßt mich Frieden mit der Welt schließen. Auch Marcel reagiert entzückt und aktiviert sofort seine Kamera, um diesen wunderschönen Moment festzuhalten.

Nach einem provisorischen Frühstück auf der Motorhaube und dem Verstauen des Zeltes befinden wir uns erneut auf der E 6 in Richtung Norden. Vorbei an Malmö, Helsingborg und anderen Städtchen gelangen wir nach Falkenberg, wo wir ein Mußestündchen am Strand verbringen und schließlich in einem Café sitzen, wo jeder eine Pizza verdrückt.Weisser Elch Dabei fassen wir den Entschluss, so nah wie möglich am Kattegatt - bei uns als Ostsee bekannt - entlang zu fahren. Als wir so rollend vor uns hin träumen, überraschen uns drei Elche in wenigen Metern Abstand, einer steht links der Fahrbahn, zwei weitere stolzieren zu unserer Rechten. Natürlich brauchen wir nur Sekunden, um auf die plötzliche Überraschung zu reagieren, Marcel kramt sofort im Gepäck nach der Kamera. Die Objekte unserer Begierde, die in unseren heimatlichen Gefilden als Mythos herumgeistern, wollen sich partout nicht fotografieren lassen. Kaum dass sie aufgetaucht sind, sind sie auch schon wieder entschwunden. Uns blutet das Herz - denn wer würde uns schon glauben, drei Elchen so hautnah begegnet zu sein?

Jedenfalls beschließen wir, dass dieser Tag trotz allem unser Glückstag sein wird und die weiterführende Route, die uns in den Bezirk Bohuslän führt, bestätigt unseren Beschluss. Es verschlägt uns den Atem, als diese betörende Landschaft aus Felsen und Klippen vor uns auftaucht. Wir stoppen und setzen uns erst einmal für unbestimmte Zeit, um dieses Panorama in uns aufzunehmen. Die Schweden nennen solche Phänomene Schären. Wie von einem Magneten angezogen, fällt es uns schwer, die Reise fortzusetzen.

ScharenlandschaftScharenlandschaftScharenlandschaft

Kurze Zeit später entdecken wir ein weiteres Kleinod der Glückseligkeit. Da ist es, das kleine entzückende und liebevolle Städtchen, das die Schweden Marstrand nennen. Über Jahrhunderte gewachsen und so, als stünde die Zeit still, liegt es vor uns, in den Schären eingebettet. Eine mittelalterliche Festungsanlage mit altertümlicher Kapelle und typischen Holzhäusern, die nordischen Charme versprühten. Schnell wird uns klar, dass wir an diesem Ort verweilen werden. Wir machen uns also schleunigst auf die Suche nach einem Campingplatz, den wir dann auch in unmittelbarer Nähe vorfinden. Nachdem die Zelte aufgeschlagen sind und wir eine Kleinigkeit gegessen haben, brechen wir zur Erkundungstour auf in Richtung Altstadt, die sich für den Touristen nur per Fußgängerfähre erreichen lässt.

MarstrandSocietetshusetFähre Marstrand

Marstrand ist nämlich eine autofreie Insel und in etwa vergleichbar mit Helgoland oder einer dieser kleinen vorgelagerten ostfriesischen Inseln, die nur per pedes, Fahrrad, Kutsche oder zu Pferde erkunden werden darf.

Anschrift:

Batellet Badhusplan
S-440 30 Marstrand
Tel.: 0303-600 10, Fax: 0303-60607
Zimmerpreise ab 150 SKr

Jugendherberge in MarstrandWährend unseres dreitägigen Aufenthaltes in der Jugendherberge (früher eine Badeanstalt mit Warmwasserversorgung) besichtigen wir die Festungsanlage, deren Besuch wir wärmstens empfehlen, lauschen einem schwedischen Gottesdienst, schlendern durch die belebten Straßen und engen Gassen, stoppen bei verschiedenen Kunstgalerien, die ebenfalls empfehlenswert sind - und dies nicht nur, weil die schwedische Königsfamilie hier ein- und ausgeht. So viel Aktivität fordert natürlich ihren Tribut. Und so kehren wir in eines dieser typischen Cafés ein, das mich immer an das Geschäft der Familie Olsen in "der kleinen Farm" erinnert.

BriefkästenAls der Tag des Abschieds kommt, wissen wir bereits, dass wir wiederkommen werden - so schön und erlebnisreich ist dieses Flecken Erde mit seinen Häusern, Türmen und Kirchen. Auf unserem Rückweg steuern wir die Städtchen Amal am Vännernsee, Säffle und Arjäng an. Bei Säffle fallen uns als erstes die aneinandergereihten Briefkästen auf, die sich überall im Lande finden lassen.

GlaskogensGegen Abend erreichen wir Glaskogen, ein Naturreservat mitten im Herzen Schwedens, im sogenannten Värmland. Hier stellen wir fest, daß dieses Areal hervorragend für kinderreiche Familien und Naturburschen geeignet ist, die gerne wandern, paddeln oder einfach nur erleben und entdecken wollen. Möglichkeiten hierzu gibt es in Hülle und Fülle, und vielleicht kann der eine oder andere seinen ersten frei lebenden Biber bei der Arbeit beobachten oder seinen ersten Fisch angeln. Und wer nicht gerne angelt, geht Beeren oder Pilze sammeln oder auf die Jagd.

Adresse:

Naturreservat Glaskogens (auch als Jugendherberge)
S-671 81 Arvika
Tel.: 0570 / 81600, Fax: 0570 / 81808

Dieses Mal nächtigen wir noble und leisten uns ein kleines, festes Ferienhaus in Lenungshammar, dem einzigen Dorf weit und breit im Zentrum Glaskogens, mit Campingplatz, Holzhütten und - wie bereits erwähnt - einer Anzahl gemütlicher Ferienhäuser.

Der DachsAm nächsten Morgen machen wir uns ausgeschlafen und erwartungsvoll auf den Weg. Wir lassen das wunderschöne Naturreservat hinter uns und fahren nach Karlstad, einer betriebsamen, lebhaften Kleinstadt. Auf dem Weg dorthin, machen wir allerdings eine weniger erfreuliche Entdeckung:Menschen vor Alkohol Shop Ein Dachs, wohl Opfer eines dieser modernen Fortbewegungsmittel, in dem auch wir sitzen, liegt tot am Straßenrand und lässt uns über Sinn und Unsinn dieser Welt diskutieren.

Ohne verwertbare Erkenntnisse orientieren wir uns in Karlstad nach etwas Essbarem und finden uns schließlich am Ende einer langen Menschenschlange wieder, die für ihre monatliche Alkoholration ansteht. Gleich nebenan postieren wir uns vor "Sibylla". Die Fastfoodkette ist für Schweden typisch und serviert hervorragende Hamburger, die unseren Geschmack voll treffen und unseren Magen bestens zufriedenstellen. Marcel und ich bedauern dann auch bei jedem Bissen, daß es in Deutschland diese Imbisskette (immer noch) nicht gibt. Wieder bei Kräften, bummeln wir durch die Fußgängerzonen, stöbern in zahlreichen Läden und bestaunen dieses oder jenes Produkt schwedischer Herkunft - besonders die hübschen blonden Schwedenmädchen.

SibyllaMädchen

Jede Reise kennt ein Anfang und ein Ende. Erneut gleiten wir mit unserem Gefährt über den glatten Asphalt, entdecken bei Mariestad fotogene Motive, durchstreifen landestypische Idylle mit verschwiegenen Seen, entdecken entlegene Holzhäuser und Fischerhütten samt Jagdutensilien, die in dieser dünnbesiedelten Gegend für das täglich Leben noch notwendig sind. Wir machen in Värnamo Zwischenstation. Marcel und ich gönnen uns wiederholt eine wetterfeste Hütte. Ein Angestellter des Campingplatzes rät uns jedoch, unbedingt die wenige Kilometer entfernte Westernstadt "High Chaparral" aufzusuchen. Wir bedanken uns für den Hinweis, setzen unsere Reise am nächsten Morgen fort und versprechen, dass wir darüber berichten werden.

HolzhausFischernetzFischernetz


Adresse:

High Chaparral "High Chaparral"
Herr Wernher Hemmingssen
Postbox 56, S-330 33 Hillerstorp
Tel.: 0370 / 82700, Fax: 0370 / 82700

Wir haben beschlossen, in absehbarer Zeit einen Schwedentrip zu wiederholen und vielleicht trifft man sich ja rein zufällig. Achten Sie ganz einfach auf zwei Männer, die unmißverständlich in Zusammenhang mit dieser Kurzgeschichte stehen - und schon werden Sie fündig.

Unsere 6-Tage-Tour endet an Bord der schwedischen Fähre, wo gesprächige Menschen ebenfalls erfüllt von ihren Reiseerlebnissen sprechen.

Adressen:

Deutsche Botschaft
Skarpögatan 9, S-115 27 Stockholm
Tel.: 0046-8-670 15 00, Fax: 0046-8-661 52 94

Schwedenwerbung für Reisen & Touristik GmbH
Lilienstraße 19, 20095 Hamburg
Tel.: 040 / 32 55 13 55, 33 79 50, Fax: 040 / 32 55 13 50

Pannenhilfe
Larmtjänst
Tel.: 020 - 91 00 95

Tipps:

Skandinavien über Wolters Reisen (mit 2000 Ferienhäuser)
Bremer Straße 61, 28816 Stuhr/Bremen
E-Mail: wolters.reisen@tui.de

Stena Line Göeteborg / Schweden
Tel.: 031 - 704 99 99 oder 0340 - 69 09 00

Scandlines Deutschland GmbH
Hochhaus Am Fährhafen, 18119 Rostock
Tel.: 0381 / 54 35-850, Fax: 0381 / 54 35-883
Internet: www.scandlines.de
E-Mail: martina.golla-paap@scandlines.de

Kontakt über Vertragsagentur:
Touristic promotion
Frau Ingrid Larsen
Gartenstr. 10, 65812 Bad Soden
Tel.: 06196 / 52 84 66

NOVASOL AS (Ferienhäuser in Schweden)
Lyngbyvej 17, DK-2100 Kobenhaven



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