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 | Zahnmedizin in Theorie und Praxis | 
 | Der endodontische Notfall | 
 | Die Fortschritte im Bereich der orofazialen Schmerzen | 

 

Doktor Radhouane Dallel
Fakultät für Zahnheilkunde in Clermont-Ferrend

Täglich ist der Zahnchirurg mit Patienten konfrontiert, die ihn wegen Schmerzen aufsuchen. In den meisten Fällen handelt es sich um einen akuten Zahnschmerz, aber auch chronische orofaziale Schmerzen sind nicht selten: dazu gehören beispielsweise die essenzielle Trigeminusneuralgie, idiopathische orofaziale Schmerzen, Cluster-Kopfschmerzen, Arthromyalgie oder hartnäckige Kopfschmerzen. All diese Schmerzen sind sehr stark und schwer zu behandeln. Die Ermittlung der Ursachen und die Schmerzdiagnose sowie die optimale therapeutische Unterstützung der Patienten scheinen in unserem Beruf viele Perspektiven zu bieten.

Einer der Gründe, aus dem chronische orofaziale Schmerzen schwer zu behandeln sind, besteht in der mangelnden Kenntnis ihrer Physiopathologie. Zunächst einmal soll der Schmerz zum Schutz des Organismus eine Alarmfunktion übernehmen. Er ist somit für unser Überleben unerlässlich. Leider kann sich das Anfangssymptom, der akute Schmerz, mit der Zeit in einen chronischen Schmerz umwandeln. Das Schmerzleitungssystem ist alles andere als starr: Im Laufe der Zeit verändert es seine biochemischen und elektrophysiologischen Eigenschaften. Genau diese Beweglichkeit führt dazu, dass Schmerzen chronisch werden können. Zunächst handelt es sich vorwiegend um unbedeutende Veränderungen: Anfänglich kommt es oft nur zu einer Entzündung, später jedoch können alle Bereiche des Schmerzleitungssystems - von der Peripherie bis hin zu den oberen Zentralen - beeinflusst werden. Dementsprechend ist die Gefahr chronischer Schmerzen besonders bei einer Nervenschädigung nach einem Trauma zu befürchten (z. B:: Ziehen eines Zahns, Devitalisation,…). Besteht jedoch keine Schädigung eines Peripherorgans, so kann es sich auch um eine Fehlfunktion der endogenen Kontrollen handeln. Aus klinischer Sicht manifestiert sich diese chronische Ausprägung des Schmerzes durch mehrere Schmerzsymptome – spontaner Schmerz (anhaltend oder in Anfällen) oder provoziert, durch Stimulationen, die unter normalen Umständen nicht schmerzerregend sind (Allodynie) oder eine übermäßige Schmerzempfindung auf eine Stimulation, die im Normalfall nur als gering schmerzhaft empfunden wird (Hyperalgesie) – und durch Defizite (Hypoästhesie, Anästhesie, Hypoalgesie oder Analgesie).

Sowohl im Bereich der Medikamente als auch in der Erforschung der Krankheiten wurden in den letzten Jahren in der Schmerzforschung große Fortschritte gemacht. In der klinischen Forschung betreffen diese Fortschritte insbesondere die verbesserte Versorgung der Patienten (Verschreibung von Schmerzmitteln entsprechend einem Stufenplan für Analgetika, Verwendung nicht-pharmakologischer Mittel). Der zweite Fortschritt besteht darin, dass die therapeutische Entscheidung bei Schmerzen auf einer präzisen Analyse der physiopathologischen Mechanismen beruht, die den Schmerzsymptomen zugrunde liegen.

In der Grundlagenforschung zeigen die Daten, dass die möglichen Mechanismen vielfältig und bisweilen nicht eindeutig sind. So wurden beispielsweise anhand der Molekularbiologie Moleküle entdeckt, die durch die Schmerzrezeptoren der Zahnpulpa exprimiert werden und für die Schmerzwahrnehmung zuständig sind, und die nunmehr ein weiteres Ziel möglicher Therapiemaßnahmen sind.

Bestimmte Schmerzsymptome, wie der spontane Schmerz, die Allodynie oder die Schmerzverzögerung, werden durch eine Änderung der Erregbarkeit des zentralen Nervensystems oder durch eine „zentrale Sensibilisierung“ verstärkt. Vor kurzem wurde bewiesen, dass die Erreger-Interneuronen des Trigeminuskomplexes, welche die Proteinkinase C gamma (PKC?) exprimieren, eine wichtige Rolle bei dieser zentralen Sensibilisierung spielen und, dass KIG31.1, ein Antagonist der PKC?, diese Sensibilisierung mindern kann. Der Wirkstoff könnte demnach dazu beitragen, die Schmerzsymptome zu lindern.

Muskelschmerzen des Kauapparats sind weit verbreitet. Diese gehören zu den Muskel-Skelett-Erkrankungen und ähneln anderen Schmerzgruppen, wie zum Beispiel der Fibromyalgie oder dem Spannungskopfschmerz. Es handelt sich in der Tat oftmals um diffuse Schmerzen, die mit psychologischen Problemen (Angst und Depression) und nicht mit klinisch nachweisbaren Organschädigungen einhergehen. Psychophysische Studien und Aufnahmen des Gehirns haben gezeigt, dass diese Schmerzen auf eine Veränderung der Systeme zur Schmerzmodulation zurückzuführen sind.




Internet: www.lzk-bw.de
Internet: www.zahn-forum.de


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Textzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler, M. v. Bünau
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Quelle: IZZ

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