Demenzerkrankungen weltweit auf dem Vormarsch

Neue Software soll Früherkennung und Diagnose verbessern helfen

 


Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf stellten Vertreter der Philips Deutschland GmbH, des Klinikums und des Senats der Stadt Hamburg die erste Software vor, welche MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie) - und PET (Positronen – Emissions – Tomographie) Bilder von menschlichen Gehirnen bei der Diagnose von neurodegenerativen Erkrankungen miteinander vergleicht, automatisch auswertet und die behandelnden Ärzte bei einer frühen und zuverlässigen Diagnose unterstützt. Vor Fachjournalisten erläuterten kompetente Mediziner den Hintergrund und die Arbeitsweise dieser computergestützten Diagnostik mit Schwerpunkt bei den Erkrankungen Alzheimer, Lewy-Körperchen-Demenz und Frontotemporale Demenz.

Heutiger Stand


Die vorgenannten Krankheiten führen in ihrem oftmals Jahre dauernden Verlauf fast immer zur Demenz, zur geistigen "Umnachtung", zur praktisch völligen Hilflosigkeit der betroffenen Person bis hin zum Tod. Es ist nicht so, dass Demenzerkrankungen eine "Erfindung" der Neuzeit sind; Demenzkranke gab es zu allen Zeiten, allein die Erkennung ihrer Krankheit lag völlig im Dunkeln. Niemand wusste um das "Verwirrt sein", die "geistige Umnachtung" mit all ihren Folgeerscheinungen bis hin zu körpermotorischen Totalausfällen, die uns heute nur zu gut vertraut sind. Die Lebensbedingungen zum einen und der rasante medizinische Fortschritt und die damit einhergehende Versorgung der Menschen zum anderen lassen uns heute älter werden als je zuvor.

Das Durchschnittsalter in Westeuropa bei Frauen und Männer beträgt rund 80 Jahre, wenn auch Mediziner aus den USA melden, dass dort die Lebenserwartung wieder rückläufig ist. Ungeachtet dessen wird der Anteil der älteren Personen in unserer Lebensgemeinschaft stetig größer. Damit wächst auch die Gefahr an einem der vorgenannten Leiden zu erkranken. Ab dem 35. Lebensjahr gehört "jeder" Mensch zu den potentiellen Anwärtern auf eine der vorgenannten Krankheiten. Ab dem Lebensabschnitt zwischen 60 und 65 Jahre ist die Gefährdung an Demenz zu erkranken sehr groß. Weltweit sind inzwischen mehr als 25 Mio. Menschen von Demenz betroffen, wovon ein beträchtlicher Anteil auf die Industrienationen entfällt. Möglicherweise trägt auch die heutige Lebens- und Ernährungsweise mit zum beschleunigten Entstehen von neurodegenerativen Erkrankungen des Gehirns bei. Die Anzahl der Betroffenen wird jedenfalls in den nächsten Jahren erschreckend zunehmen, sollte es Wissenschaft, Forschung und Medizin nicht gelingen, nachhaltige und effiziente Therapien zu entwickeln. Dies war der einhellige Tenor während des Pressegespräches im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Doch allein mit der Behandlung einer diagnostizierten neurodegenerativen Erkrankung ist es nicht getan, denn die Medizin geht heute davon aus, dass schon viele Jahre vor den ersten Symptomen Veränderungen im Gehirn vor sich gehen, die bislang nicht erkennbar sind. Hier soll nun das neuentwickelte Softwaretool auf der Basis einer computergestützten Diagnostik automatisch frühzeitig zuverlässige Diagnosen liefern. Machen wir uns eines klar: alle drei genannten Krankheiten sind zur Zeit nicht heilbar, bestenfalls sind ihre Symptome zu lindern.

Dennoch machen sich die Mediziner am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf berechtigt Hoffnung, dass es in den kommenden Jahren neue Therapien und neuartig wirkende Medikamente im Kampf gegen Alzheimer und andere Ausformungen der Demenz geben wird. Allerdings müssten diese Therapien und Medikamente vorsorgend greifen, also wesentlich früher verabreicht werden, um ihre umfassende Wirkung zu entfalten. Derzeit kommen die Diagnosen einfach zu spät, weil die Früherkennung noch nicht entsprechend modifiziert ist.

Anwendung


Bislang wird eine mögliche Erkrankung über die Messung der verbrauchten Glukosemenge in verschiedenen Bereichen des Gehirns festgestellt. Dabei kommt die Analyse von Hirnwasser und die FDG-PET- Bildgebung zum Einsatz. Hinter diesen Abkürzungen verbergen sich die Bezeichnungen für das Glukoseanalogon F-18 Fluorodesoxyglukose (FDG) und Positronen - Emissions-Tomographie (PET).

Leider ist es so, dass die Auswertung dieser Aufnahmen im frühen Stadium der Krankheit sehr schwierig sein kann. Nur hochqualifizierte Spezialisten stehen zur sicheren Diagnose dafür zur Verfügung, sie sind aber nicht ständig vor Ort und in jedem Fall verfügbar. Aus diesem Grund wurde eine Software konzipiert, die dem behandelnden Arzt eine einfache, schnelle und doch praxistaugliche Unterstützung bei der Diagnose durch den Computer zur Seite stellt.

CAD


Ein Kürzel, das für Computergestützte Diagnostik steht. Die Philips Research und das UKE (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) entwickelten gemeinsam diese Lösung, welche Bildverarbeitungs- und Computerlernverfahren mit den Bildern eines normalen und eines erkrankten Gehirns aus einer Datenbank kombiniert und in einem Expertensystem selbstständig auswertet.

Im Grunde ist es so, als würden sie Bilder von zwei oder mehreren ähnlichen Objekten (in unserem Fall menschliche Gehirne) miteinander vergleichen. Das eine Bild zeigt ein unversehrtes Teil (Gehirn) in gutem (gesunden) Zustand, das andere ein Teil, das erhebliche Defekte (Symptome) aufweist. Anhand dieser Vergleichsmöglichkeiten kann das neue System nun mit sehr großer Genauigkeit eine entsprechende Beurteilung abgeben. Je mehr Aufnahmen also – in unserem Fall von gesunden und er-krankten menschlichen Gehirnen -zur Verfügung stehen, um so genauer und präziser ist die Aussage, anhand derer der behandelnde Arzt seine weiteren Maßnahmen ausrichtet.

Darüber hinaus wurde bei diesem Verfahren auf ein Höchstmaß an Benutzerfreundlichkeit geachtet, das heißt, auch weniger geübte Anwender können dieses System als "erfahrene Zweitleser" nutzen. Ein enormer Vorteil für den Arzt und Patienten, denn die Zweitleser sind in der Lage ebenso sicher und zuverlässige Diagnosen zu stellen wie ein erfahrener Experte. Das CAD-System wurde im Vorlauf bereits erfolgreich getestet, jetzt steht die klinische Prüfung im Rahmen einer Studie an, während dieser das System seine hohe Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit unter Beweis stellt. Einer der herausragenden Vorteile dieses Systems ist seine Fähigkeit, Demenzerkrankungen schon vor ihrem eigentlichen Auftreten zu erkennen. Dies würde zum einen für ein Mehr an Gewissheit und Sicherheit sowohl beim Arzt wie beim Patienten sorgen, zum anderen im Rahmen einer Vorsorge bestehende Diagnose-Unsicherheiten ausschließen und damit aufwendige Behandlungs- und Pflegekosten reduzieren. Gottlob sind nicht alle neurologischen Erkrankungen gleichbedeutend mit Alzheimer oder Demenz. Weitere Einsatzmöglichkeiten dieses Systems könnten sich beim Therapie-Monitoring ergeben.

Bei der Entwicklung neuartiger Medikamente zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen ließe sich die Vielseitigkeit dieses System nutzbringend einbinden. Aber damit ist dieses System noch lange nicht am Ende. Da die Wirkung von Medikamenten individuell sehr verschieden ist, könnten entsprechende Therapiepläne mit optimaler Wirksamkeit und geringsten Nebenwirkungen erstellt werden. Dr. Ralph Buchert, Mediziner in der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin des UKE gab seiner Überzeugung Ausdruck, dass in absehbarer Zeit der Wunsch nach einer zuverlässigen Frühdiagnose der vorgenannten Erkrankungen rasant zunehmen wird.

Das UKE hat in Zusammenarbeit mit Philips Research Hamburg und der Entwicklung dieses Softwaretools einen Quantensprung geschafft, der die Früherkennung, die Diagnose und Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen auf eine völlig neue Basis stellt. Mit Stolz verwies der Leiter von Philips Technologie, Dr. Lothar Spies auf die innovativen Leistungen des Unternehmens, das im Jahr rund 1,6 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung aufbringt. Auch die Hansestadt Hamburg leistet einen finanziellen Beitrag in Höhe von 60 Mio. Euro jährlich, mit dem das UKE unterstützt wird.

Information:

www.philips.de


Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / Körner / M. v. Buenau

Text: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler / H. J. Rech
Fotos: © EPS-Schäffler / Philips Research Hamburg
Quelle: : Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Royal Philips Electronics

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Layout und Gestaltung: Schefisch 29.12.2007