Busreisen.
immer beliebter bei Senioren

Aber - wie sicher sind sie ?

NEON HERZ

Busreisen stehen bei Senioren hoch im Kurs. Und der Trend zum Kurzurlaub kommt der Bustouristik weiter entgegen. Beliebt sind Wellness- und Event-Trips sowie Städtetouren - nicht nur im Inland, sondern auch ins Ausland. Die Reisen sind meist bequemer als Fahrten im eigenen Pkw oder mit der Bahn, weil zumindest letztere einen nicht direkt vors Hotel befördern kann.


Gleichzeitig jedoch liest man fast jede Woche, dass irgendwo wieder einmal ein Reisebus verunglück ist. Und im Internet schreibt ein Nutzer unter dem Namen "Buslotse": "Ich selbst bin Hobbyfahrer. Aber ich steige nicht mehr als zusätzlicher Fahrer zu. Zu oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Stammfahrer nicht mehr genügend Lenkzeit zur Verfügung hat. Tatsächlich bin ich in B. (einer deutschen Grenzstadt. Die Red.) in einen Bus zugestiegen, dessen Fahrer die Lenkzeit bereits erfüllt hatte. Nur wusste ich nichts davon. Aber vorsorglich wollte ich gleich fahren, notfalls 8 Stunden, damit der Fahrer lange genug Pause hat. Nur: dieser Fahrer wollte nicht Pause machen. In Spanien wollte er nach fünf Stunden wieder vollbesetzt zurückfahren; er hatte aber noch nichts gegessen, noch nicht geduscht.... " dann kam es heraus: "Der Bus war bereits in Deutschland verplant... ich habe aber noch schlimmeres erlebt, doch das gehört nicht hierher."


Am schrecklichsten in Erinnerung verbleibt wohl der 8. Mai 2003, als ein Bus aus Norddeutschland auf einem Bahnübergang in Ungarn vom Zug erfasst wird. 33 Touristen und der Fahrer sterben. Wenig später, am 17. Mai, gerät ein Doppeldeckerbus mit deutschen Urlaubern, unterwegs nach Spanien , bei regennasser Strasse nahe Lyon von der Fahrbahn. Er stürzt eine Böschung hinunter. 28 Menschen finden den Tod. Untersuchungen ergaben laut "Spiegel": Der Bus hatte defekte Bremsen, Reifen mit unterschiedlichen Profilen, einen durchgerosteten Boden - und war am Unfallort 40 km/h schneller gefahren als erlaubt.


So ergibt sich ganz zwangsläufig die Frage: Wie sicher sind Busfahrten ? Immerhin gibt es in Deutschland rund 6.000 private Omnibusunternehmen, darunter 1100 mit eigenen Katalogen. Deutschen Busunternehmen sind vor allem kleine und mittelständische Betriebe mit 10 bis 50 Mitarbeitern. Durchschnittswert: 13,2. Da zählt jeder Euro. Jährlich werden 120 Mio. Tilnehmer von Busfahrten gezählt, 6,8 Mio. davon entfallen auf längere Urlaubsreisen und 15 Mio. auf Kurzreisen. Nicht zuletzt deshalb führte der ADAC im vergangenen Jahr 35 Testreisen mit verschiedenen Unternehmen durch. Das Ergebnis war nicht sehr erfreulich. Die Prüfer stellten Verstöße gegen die gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten fest, überhöhte Geschwindigkeiten, fehlende Sicherheitshinweise und die nicht oder vor Jahrzehnten absolvierte Notfallausbildung. Nur die wenigsten Fahrer hatten eine spezielle Sicherheitsausbildung wie beispielsweise ein Fahrertraining absolviert. Die Sicherheitsgurte, wenn vorhanden, wurden oft nicht benutzt und die Fahrgäste auch nicht aufgefordert, sich anzuschnallen. Das ADAC-Urteil, in einem Satz zusammengefasst: "Die Resultate sind alles andere als ein Aushängeschild für die deutsche Busbranche."


Die Reaktion der Busunternehmen war, gelinde gesagt, ein Aufschrei der Empörung. 35 Testreisen könnten kein repräsentatives Bild vermitteln. So verwies Diana Rivic vom Verband Baden-Würtembergischer Omnibusunternehmer denn auch auf eine Statistik, wonach der Omnibus (und auf Deutschlands Straßen sind einschließlich der Linienbusse rund 61.000 Busse unterwegs) das sicherste Verkehrsmittel sei. Das Risiko, im Pkw bei einem Unfall ums Leben zu kommen, sei 62-mal höher als beim Bus. Andere Branchenexperten wiederum verwiesen darauf, man müsse unterscheiden zwischen Busunfall und Busunglück. Unfälle kämen eben vor, auch mit Bussen. Unglücke dagegen seien vermeidbar - durch bessere Administration, Logistik, Sorgfalt und Wartung.


Genau da scheint es immer noch zu hapern. Ein neuer, am 23. September 2004 veröffentlichter ADAC-Bericht kommt zu dem Schluss: "Im Vergleich zum Vorjahr ...ist zwar eine leichte Verbesserung feststellbar. Grund zur Entwarnung besteht jedoch noch lange nicht, für Verbraucher ist Sicherheit auf hohem Niveau noch nicht in Sicht." Von insgesamt 37 Test-Busreisen fiel jede sechste durch, nur eine erhielt das Prädikat "sehr gut".


Busunglücke können viele Ursachen haben - doch nicht alle kann man ergründen. . Häufig liegt menschliches Versagen vor bis zu Fahrfehlern. Schlafforscher haben den sogenannten "Sekundenschlaf" in Verdacht. Worauf also sollte man achten, wenn man sich zu einer Busreise entschließt ?

O - Erkundigen sie sich im Freundeskreis, wer mit welchem Busunternehmen gute Erfahrungen gemacht hat.

O - Vorsicht bei "Schnäppchenreisen". Die Fahrzeuge sind oft alt, die Fahrer sind nicht fest angestellt, sondern angeheuert. Selbst bei Fernfahrten wird nur ein und derselbe Fahrer eingesetzt, oft auch nachts.

O - Fragen Sie getrost nach Alter und Ausstattung des Fahrzeugs, mit dem die Reise stattfindet. Noch besser: überzeugen Sie sich selbst vom Zustand des Busses, auch wenn Sie kein Fachmann sind. Schauen Sie mal auf die Reifen, gehen Sie um das Fahrzeug herum. Ein schmuddeliges Inneres lässt auch auf die Mechanik schliessen

O - Es gibt Reiseunternehmen, wie etwa der Berliner Reiseclub VSRreisen, die grundsätzlich keine Nachtfahrten machen - aus Sicherheitsgründen. Außerdem wollen die Gäste ja etwas sehen - also wird bei Dunkelheit im Hotel eingecheckt. So kommt auch der Fahrer zu seiner verdienten Ruhe. Manche Busunternehmen haben sich besonders auf ältere Klientel spezialisiert. Ein Bremer Veranstalter ("Kreativ Reisen" ) bietet sogar Programme für Herz-Kreislauf-Kranke an. Eine fachliche Betreuung durch begleitende Ärzte mit Notfallausrüstung ist immer dabei. Auch die Ernährung ist auf die Krankheiten abgestimmt.

O - Bei Überschlags-Tests mit Bussen blieben alle angeschnallten Versuchspuppen in ihren Sitzen. Die Nichtangeschnallten dagegen wurden herumgewirbelt und hätten im Ernstfall schwere Verletzungen erlitten. Seit Ende 1999 müssen deshalb neue Busse Sicherheitsgurte haben. Nicht nur der Fahrer muss sich anschnallen, er muss auch seine Fahrgäste dazu auffordern. Wer es nicht tut, muss bei einer Kontrolle mit 30 Euro Bussgeld rechnen.

O - Bei längeren Busfahrten sollte ein Reisebegleiter dabei sein - damit Unterhaltungen der Fahrgäste mit dem Fahrer unterbleiben.

O - Viele Reisebus-Unternehmen - aber längst nicht alle - unterwerfen sich zum eigenen und zum Wohl ihrer Kunden bestimmten Sicherheitsauflagen, und tun das auch in ihren Prospekten und an ihren Fahrzeugen kund. Die Gütegemeinschaft Buskomfort - gbk - (http://www.gbkev.de) ist ein Zusammenschluss von fast 500 Busreiseveranstaltern aus ganz Deutschland. Bewertet werden allerdings - mit eins bis fünf Sternen - Sitzplatzkapazitäten an Bord und Serviceeinrichtungen. Die Gütegemeinschaft warnt allerdings selbst: "Nicht überall, wo Sterne drauf stehen, sind auch Sterne drin." Mitte September waren nach Angaben der gbk für das laufende Jahr 86 Missbrauchsfälle erfolgreich abgeschlossen und 28 weitere in Arbeit. In einigen Fällen hatten Unternehmen sich selbst mit 5-Sternequalität angepriesen, was ein Gericht für unzulässig erklärte.


Gütesigel bundesweit ?

Was tun ? Schon im Frühjahr 2004 hatte die CDU/CSU Fraktion im Bundestag auf Anregung des Abgeordneten Gero Storjohann die Einführung eines "freiwilligen Gütesigels" für Busunternehmen angeregt. Doch die Forderung steht noch im Raum - denn bisher konnten sich die Busunternehmer nicht einigen, welchen Konditionen sie sich gemeinschaftlich zwecks Erhalt eines Gütesigels unterwerfen können.


Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen, kurz GVN könnte jedoch Vorreiter eines bundesweiten Gütesigels sein. Hauptgeschäftsführer Franzen zum "Service-Kurier": "Unser Busprädikat ruht auf drei Säulen. Verbindliche Vergabekriterien, wirksames Kontrollsystem und Sanktionen bei Verstößen." Die sich freiwillig auferlegten Maßnahmen gehen teilweise über die gesetzlichen Vorschriften hinaus. So erlaubt das Gesetz bei Bussen eine Mindestprofiltiefe von 1.6 mm, die GVN-Verpflichtung jedoch nicht weniger als 3 mm." Busunternehmer, die das GVN-Busprädikat erhalten wollen, müssen sich z.B. auch verpflichten, ihre fest angestellten und freien Fahrer regelmässig zu Schulungskursen zu schicken. Da geht es um parktisches und theoretisches Fahrisicherheitstraining.


Solche Kurse bietet u.a. der ADAC an. Zudem gibt es inzwischen Computerprogramme für Busfahrer, die - ähnlich wie beim Flugsimulator für Piloten - bestimmte Gefahrensituationen "vorspielen", auf die der Fahrer reagieren muss. Eine weitere, "freiwillige Unterwerfung" zur Erlangung des GVN-Busprädikats: Bus und Insassen werden für die höchstmögliche Haftpflichtsumme versichert, drei- bis viermal höher als vom Gesetz vorgeschrieben. Besonders wichtig: Eventuelle Subunternehmer, die für ein mit einem Gütesigel ausgezeichneten Reisebusunternehmen arbeiten, müssen die gleichen Auflagen erfüllen. Das Busprädikat wird jährlich vergeben, die Anforderungskriterien sind also im Jahresrhythmus erneut nachzuweisen. "Qualität muss transparent werden".




Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Schäffler / Schäffler / Troebst

Text: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler, Cord C. Troebst
Fotos: © EPS-Schäffler, Cord C. Troebst
Quelle: Cord C. Troebst

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