Stiftung für Zukunftsfragen stellt Tourismusanalyse 2017 vor

 

Reiseintensität höher als im Vorjahr

Bild: Dr. Ulrich Reinhardt

Dr. Ulrich Reinhardt57 Prozent der Bundesbürger unternahmen 2016 eine Urlaubsreise von wenigstens fünf Tagen Dauer. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Reiseintensität damit um drei Prozentpunkte (2015: 54%). Erklären lässt sich dieser Anstieg mit einem Blick in die Vergangenheit. Bereits 2013 und 2014 lag die Reiseintensität bei 57 Prozent. Die niedrigere Reiseintensität 2015 war eine Reaktion auf Unsicherheit – in vielerlei Hinsicht. Zum einen wurde sie durch die Terroranschläge und politischen Unruhen in zahlreichen touristischen Destinationen geschürt, zum anderen zeigten auch andere Untersuchungsergebnisse der BAT -Stiftung für Zukunftsfragen eine grundsätzliche Zukunftsangst innerhalb der deutschen Bevölkerung (z.B. Sorge vor Wohlstandsverlust, wirtschaftliche Unsicherheit). Hiervon war in der der vergangenen Reisesaison jedoch nur noch bedingt etwas zu spüren. Zwar änderten viele Bundesbürger ihre Reiseziele, stellten jedoch nicht das Reisen insgesamt in Frage.


 Als besonders reisefreudig zeigten sich hierbei die 30- bis 54-Jährigen, von denen fast zwei Drittel (65%) eine Urlaubsreise von wenigstens fünf Tagen unternahmen (plus 4 Prozentpunkte mehr als noch 2015). Aber auch die Mehrheit der übrigen Altersgruppen war 2016 unterwegs. Etwa jeder vierte Reisende unternahm 2016 sogar zwei Urlaubsreisen und jeder zehnte war dreimal oder öfter unterwegs. Hierbei zeigen sich deutliche Unterschiede beim Einkommen und Alter: 44 Prozent der reisenden Ruheständler waren mehrfach unterwegs. Bei den besserverdienenden Reisenden (Haushaltsnettoeinkommen über 3.500€) waren es sogar 45 Prozent, die mehrfach ihre Koffer packten. Singles (26%) und Familien mit Kindern (27%) waren dagegen deutlich seltener mehr als einmal im Urlaub.


Zwischen Bergen und Meer

 Deutsche Feriengebiete waren die mit Abstand beliebtesten Reiseziele der Reisesaison 2016. Insgesamt verbrachte mehr als jeder dritte Reisende seinen Urlaub zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich der Anteil der Inlandsurlauber um zwei Prozentpunkte auf 34,2 Prozent. Im innerdeutschen Vergleich konnten drei Regionen besonders viele Markanteile hinzugewinnen: Weniger Gäste als noch im Jahr 2015 verbrachten 2016 ihren Haupturlaub in Mecklenburg-Vorpommern. Dennoch bleibt Mecklenburg-Vorpommern mit insgesamt 6,9 Prozent der Inlandsurlauber eine der beiden beliebtesten Ferienregionen Deutschlands.


1. Bayern (6,9%) verzeichnet ein Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr,
2. Baden-Württemberg (3,0%) verbucht ein Plus von elf Prozent und
3. Schleswig-Holstein (5,9%) sogar ein Plus von 16 Prozent.

Im 10-Jahres-Vergleich ist Mecklenburg-Vorpommern der ganz klare Gewinner. Innerhalb eines Jahrzehnts konnte es seinen Anteil an Inlandsurlaubern um 64 Prozent steigern. Die Gründe für die Beliebtheit von Mecklenburg-Vorpommern sind hauptsächlich die neuere Infrastruktur, die natürlichen Gegebenheiten, das gute Preis-Leistungs-Verhältnis sowie ein hoher Stammkundenanteil. Am stärksten verloren hat Schleswig-Holstein. Das nördlichste Bundesland muss eine Abnahme um fast 30 Prozent hinnehmen. Begründet werden kann dieser Rückgang mit dem Wachstum Mecklenburg-Vorpommerns, denn die Reiseströme verschoben sich vom Westen in den Osten Deutschlands.



Das Profil des Ostsee-Urlaubers

Der Badeurlaub in den Seebädern von Usedom bis Fehmarn war etwa jedem zwölften Bundesbürger eine Urlaubsreise wert (8%). Hierbei konnten in den letzten zehn Jahren besonders die Feriengebiete in Mecklenburg-Vorpommern ihren Marktanteil auf 5,3 Prozent ausbauen. Schleswig-Holsteins Ostseeküste verliert jedoch immer mehr den Anschluss an den Osten und konnte in der letzten Reisesaison nur noch die Hälfte der Gästezahl von Mecklenburg-Vorpommern verzeichnen (2,7%).
Vor allem für Jungsenioren ist die Ostsee das Reiseziel in Deutschland. Aber auch Familien und Ruheständler wissen die Vorzüge des gesunden Klimas und der langen Strände zu schätzen. Die nahezu ausgeglichene Verteilung der ost- und westdeutschen Gäste an der Ostsee liegt hauptsächlich an der traditionellen Faszination Mecklenburg-Vorpommerns für die Ostdeutschen. Diese Begeisterung erreicht jedoch auch gegenwärtig ein beeindruckendes Ausmaß:
Es fahren in etwa so viele Ostdeutsche nach Mecklenburg-Vorpommern wie in die drei beliebtesten Auslandsreiseziele Spanien, Italien und Türkei zusammen. In keiner deutschen Ferienregion wurde länger verweilt als in Mecklenburg-Vorpommern. Im Binnenland an der Seenplatte blieben Urlauber im Durschnitt 15,2 Tage, an der See 12,5 Tage. An der Ostsee in Schleswig-Holstein waren es 11 Tage.
Pro Tag gaben Urlauber für fangfrische Heringe oder sonstige Kosten wie Übernachtung an der gesamten Ostseeküste 82 Euro aus. Fast die Hälfte der Besucher verfügte über ein mittleres Einkommensniveau und jeder fünfte gehörte zu den Besserverdienern. Besonders beliebt ist die Region bei der Stadtbevölkerung, zu denen jeder dritte Besucher zählte, während nur jeder achte aus ländlichen Gebieten stammte.




Das Profil des Nordsee-Urlaubers

„Gegen den Wind“ – daran denken auch heute noch viele Deutsche, wenn sie „Nordsee“ hören. Etwa jeder 17. Deutsche (5,9%) verbrachte 2016 seinen Haupturlaub an der Nordseeküste oder auf den Inseln in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein – und  verbrachte dort im Schnitt 11,8 Tage. Beim Vergleich der beiden Bundesländer ist die Schleswig-Holsteinische Küste weiterhin die etwas beliebtere. Schaut man sich die Herkunft der Gäste insgesamt an, fällt auf, dass die Nordseeküste eine Domäne der Westdeutschen ist: 90 Prozent der Gäste kommen aus den alten Bundesländern und nur jeder zehnte Gast kommt aus dem ehemaligen Osten. In Bezug auf das Alter sind es besonders Ruheständler und Jungsenioren, die ihren Urlaub an der Nordsee verbrachten.
Mit 82 Euro pro Tag liegt der Nordseeurlaub mittlerweile über dem Durchschnitt der Reiseausgaben in Deutschland (78€). So verwundert es nicht, dass von allen häufig frequentierten Inlandsreisezielen Geringverdiener am seltensten an der Nordsee anzutreffen waren. Fast jeder zweite Urlauber verfügte hier über ein mittleres Einkommensniveau und jeder dritte kam aus einer Großstadt.


Das Profil des Bayern-Urlaubers

Berge und Seen, Klöster und Schlösser, Städte und Kultur, Sommer- und Winterurlaub, Oktoberfest, Bayreuther Festspiele und noch vieles mehr – Bayern hat als Urlaubsdestination einiges zu bieten.  Daher überrascht es auch nicht, dass etwa jeder 14. Bundesbürger (6,9%) seinen Urlaub in Bayern verbrachte und durchschnittlich 10,1 Tage dort verweilte. Hierbei kamen acht von zehn Reisenden aus Westdeutschland. Bei der Verteilung nach Altersgruppen stieg mit dem Alter die Reisefrequenz in das größte Bundesland: 18 Prozent waren unter 34 Jahre, jeder Dritte war zwischen 35 und 54 Jahre alt und die Hälfte der Reisenden über 55. Innerhalb der mittleren Altersgruppen waren Familien deutlich häufiger zu Gast als Singles und Paare.
Jeder zweite Bayern-Urlauber gehörte zur mittleren Einkommensgruppe (1.500€ bis 3.499€) und nur etwa jeder zehnte verfügte über ein niedriges Haushaltsnettoeinkommen. In puncto Urlaubskosten können die bayrischen Feriengebiete insgesamt als relativ kostspielig bezeichnet werden: Mit 82 Euro pro Tag bzw. 832 Euro insgesamt liegt der Bayern-Urlaub am oberen Ende der Ausgabenskala für Inlandsreisen.


Das Profil des Baden-Württemberg-Urlaubers

Ob Wanderurlaub durch romantische Schluchten und Täler, Badeurlaub und Blumeninsel am Bodensee, Freizeitparkbesuche oder Urlaub auf der Schwäbischen Alb – Baden-Württemberg kann seinen Gästen viele Highlights bieten. Dies wussten vor allem die Westdeutschen sowie die älteren Gäste über 55 Jahre zu schätzen, die fast acht von zehn Gästen stellten. Innerhalb der angereisten Altersgruppen ist ein Drittel der Urlauber im mittleren Alter. Nur jeder Sechste ist unter 34 Jahre alt. In Baden-Württemberg waren 2016 kaum Urlauber unter 25 Jahren alt und nur wenige zwischen 25 und 49 Jahren. Dafür waren umso mehr Reisende Jungsenioren und Ruheständler – jeder Zweite gehörte dieser Lebensphase an.
Lediglich 9,3 Tage blieben die Gäste in den Schwarzwald- oder Bodenseeregionen, was deutlich unter dem Bundesschnitt von 10,7 Tagen liegt. Im Schnitt werden in Baden-Württemberg 82 Euro für Reisekosten am Tag ausgegeben und jeder zweite Besucher verfügt über ein mittleres Einkommensniveau, während nur knapp jeder zehnte Geringverdiener dort urlaubte.
Baden-Württemberg verfügt über viele Ausflugsziele, Wellnessangebote und kulinarische Highlights – und diese breite Attraktivität führt dazu, dass viele Bundesbürger Baden-Württemberg eher als Ziel für eine Kurzreise oder einen Wochenendtrip wahrnehmen und ihren Haupturlaub lieber an der Küste oder in den Bergen verbringen.


Österreich gewinnt, Türkei verliert

 Auch 2016 war Spanien die Nummer Eins unter den ausländischen Reisezielen der Bundesbürger. Rund jeder siebte Reisende verbrachte seinen Urlaub auf den Balearen, Kanaren oder dem spanischen Festland. Im Jahresvergleich verzeichneten die spanischen Feriengebiete allerdings erstmals seit Jahren einen leichten Rückgang (2015: 14,9%). Etwas weniger Gäste entschieden sich auch für die italienischen Feriengebiete (minus 14%), die nichtsdestotrotz die klare Nummer Zwei der beliebtesten Auslandsreiseziele blieben (7,9%). Um den dritten Podiumsplatz ist seit Langem wieder ein Zweikampf zwischen der Türkei und Österreich entbrannt (jeweils 4,4%). Während die türkischen Feriengebiete massiv unter den Terroranschlägen und politischen Unruhen zu leiden hatten und mehr als 40 Prozent weniger deutsche Touristen begrüßen konnten, steigerte die Alpenrepublik ihren Anteil an deutschen Besuchern um mehr als 15 Prozent. Auf den weiteren Plätzen folgen Kroatien und Skandinavien, die beide ihr Vorjahresergebnis steigern konnten. Griechenland und Frankreich hingegen mussten Einbußen hinnehmen.


Das Profil des Spanien-Urlaubers

Ob Mallorca oder Ibiza, Fuerteventura oder Gran Canaria, Madrid oder Barcelona, Costa del Sol oder Costa Brava – Spanien ist und bleibt das beliebteste Reiseziel der Bundesbürger. Vor allem die Kombination aus mediterranem Flair, Sonne, Strand und Meer, Gemütlichkeit und Atmosphäre begeistert alle Reisenden. Auch wenn Spanien weiterhin sehr beliebt ist bei jungen Erwachsenen und Paaren, so sind es mittlerweile die Jungsenioren, die die größte Reisegruppe stellen. Jeder vierte Spanien-Urlauber war 2016 über 55 Jahre alt. Gleichzeitig bleibt Spanien ein Reiseziel der Westdeutschen: Auf einen Gast aus den neuen Bundesländern kamen fast neun aus dem alten Bundesgebiet. Jeder vierte Urlauber verfügte zudem über mehr als 3.500 Euro Haushaltsnettoeinkommen im Monat und nur jeder 15. stammte aus einem Haushalt mit geringem Einkommensniveau.
Durchschnittlich gaben die Spanien-Urlauber 95 Euro am Tag für Reisekosten aus und damit etwas mehr, als durchschnittlich ein Urlaub in Europa pro Tag kostete (89€). Besonders die Balearen (98€) und die Kanaren (97€) lagen deutlich über dem Preisniveau von Reisezielen auf dem Festland (81€). Dies könnte erklären, warum Jugendliche, Singles und Familien doch lieber nach kostengünstigeren Alternativen Ausschau hielten. Bei der Urlaubsdauer liegt der Gesamtwert für Spanien bei 13,4 Tagen und damit etwas über dem europäischen Durchschnitt. Jedoch variiert die Reisedauer deutlich zwischen dem Festland mit 13,3 Tagen und den Mittelmeerinseln mit „nur“ 11,9 Tagen. Auf den Kanaren wird aufgrund der Entfernung mit 15,7 Tagen der längste Spanienurlaub verbracht.
Von allen Befragten mit festen Reiseabsichten planen bereits jetzt acht Prozent, in der Saison 2017 ihren Urlaub in Spanien zu verbringen. Auch bei diesem Ranking ist Spanien mal wieder ganz klar auf Position 1 der europäischen Urlaubsziele.


Fuerteventura 1
Fuerteventura 2
Salou/Costa Daurada 1
Salou/Costa Daurada 2
Salou/Costa Daurada 3
Salou/Costa Daurada 4
Salou/Costa Daurada 5
Salou/Costa Daurada 6
Costa Daurada/Hospitalet 1
Costa Daurada/Hospitalet 2
Costa Daurada/Hospitalet 3
Costa Daurada/Hospitalet 4
Barcelona 1
Barcelona 2

Das Profil des Italien-Urlaubers

Italien war bis in die 1970er Jahre hinein das weltweit beliebteste Reiseland. Auch für die Deutschen war Italien lange Zeit „das“ Haupturlaubsziel. Mit Autos und Bussen wurde der Brenner passiert und entlang der Adriaküste oder der Riviera der Urlaub verbracht. Erst durch den zunehmenden Flugverkehr in den 1980er Jahren löste Spanien Italien als Lieblingsdestination der Bundesbürger ab. Aber immer noch fasziniert ‚la dolce vita’ die Deutschen, noch immer wird das vielfältige Kulturangebot bewundert und das Essen genossen, und noch immer verreisen jedes Jahr viele Deutsche nach Italien.
In der vergangenen Saison 2016 waren es 7,9 Prozent der Reisenden, die sich für ein Ziel zwischen Sardinien und Mailand entschieden. Im 10-Jahres-Vergleich zeigt sich die konstante Beliebtheit sehr deutlich. Damals wie heute entschied sich etwa jeder zwölfte Reisende dafür, seinen Urlaub in Italien zu verbringen (2006: 7,8%, 2015: 7,9%). Einziger Unterschied: Waren es damals noch die älteren Generationen, die die meisten Besucher stellten, ist es mittlerweile die mittlere Generation zwischen 35 und 54 Jahren.
Einen Urlaub in Italien muss man sich allerdings auch leisten können. Nirgendwo sonst in Europa waren die Tageskosten höher als in Italien (99€). Groß war daher auch der Anteil des Besserverdiener an den Italien-Urlaubern. Jeder Vierte verfügte über ein Haushaltsnettoeinkommen von über 3.500 Euro, während sich nur jeder zwanzigste Geringverdiener sich einen Urlaub in Italien leistete. Ähnlich wie in den anderen europäischen Zielen betrug auch hier das Verhältnis von westdeutschen zu ostdeutschen Urlaubern 9:1. Für die kommende Saison 2017 planen bereits 4 Prozent derjenigen mit festen Reiseabsichten, nach Italien zu reisen.



Das Profil des Österreich-Urlaubers

 Ein Urlaub in der Alpenrepublik hat für die Deutschen eine lange Tradition – ob im Sommer oder Winter, für eine Kulturreise oder einen Städtetrip, für ein Wellnesswochenende oder einen Urlaub auf dem Bauernhof. Ferienangebote im südlichen Nachbarland ziehen jedes Jahr viele deutsche Gäste an. Lange Zeit war Österreich sogar das beliebteste Auslandsreiseziel der Bundesbürger, erst mit dem zunehmenden Flugverkehr in die Mittelmeerregionen verlor es schrittweise an Anziehungskraft auf deutsche Touristen. Seit 1990 hat sich der Anteil deutscher Touristen in Österreich halbiert (1990: 9%, 2016: 4,4%).
Für die Zukunft zeichnet sich jedoch schrittweise eine Renaissance des Alpentourismus ab. 2016 entschieden sich bereits gut 15 Prozent mehr Deutsche für Österreich als Haupturlaubsziel als noch 2015. Jungsenioren, Ruheständler und Familien bilden die größte Urlaubergruppe. Knapp die Hälfte der Gäste war über 55 Jahre und nur knapp jeder fünfte Reisende unter 34 Jahre alt.
Ein Urlaub in Österreich war mit 94 Euro am Tag nicht gerade billig und lag über den durchschnittlichen Tagesausgaben von Urlaubern in Deutschland oder Europa. Dies erklärt, warum jeder fünfte Gast über mehr als 3.500 Euro Haushaltsnettoeinkommen verfügte, während nur jeder 15. Gast unter 1.500 Euro Haushaltsnettoeinkommen besaß. Dafür gab es kaum Herkunftsunterschiede der Reisenden – ob Großstadt oder ländliche Region, bei allen Reisenden ist Österreich beliebt.
Mit genau elf Tagen Aufenthaltsdauer verweilten die deutschen Urlauber deutlich kürzer in Österreich als in anderen Auslandszielen, was zum Teil an der kürzeren Anreise lag. Auch hier gilt „je weiter, desto länger“.




Das Profil des Türkei-Urlaubers

„Go Turkey“ – so lautet der offizielle Slogan der Tourismuszentrale der Türkei. Und tatsächlich entdeckten in der letzten Dekade zunehmend mehr Reisende den Charme und die Vorteile der Urlaubsdestination am Bosporus.
So ist es auch nicht überraschend, dass in den vergangenen zehn Jahren nur in Spanien stärkere Zuwächse erzielt wurden als in der Türkei. Zwischen 2006 und 2016 konnte das Land seinen Anteil an deutschen Touristen um 22 Prozent steigern (von 3,6% auf 4,4%).
Auch in der abgelaufenen Saison wählte jeder 25. Deutsche ein Reiseziel an der türkischen Riviera, dem Schwarzen Meer, der Ägäis oder in der Metropole Istanbul. Besonders Familien, Jungsenioren und Junge Erwachsene verbrachten ihren Urlaub in der Türkei. Dies liegt zum einen daran, dass die türkischen Feriengebiete nicht nur günstig sind, sondern sogar billiger als eine Reise innerhalb Deutschlands. neonMit nur 76 Euro am Tag für Reisekosten liegt die Türkei 2 Euro unter den durchschnittlichen Reisekosten in Deutschland. Daher verwundert es nicht, dass in keinem anderen Hauptreiseziel der Anteil der Geringverdiener so hoch war wie in der Türkei.
Zusätzlich überzeugt das Land am Bosporus mit einer Vielzahl an Argumenten wie z.B. den natürlichen Ressourcen (Sonnengarantie und Traumstrände), dem hohen Maß an Service und Gastfreundschaft, den kulturellen (z.B. Hagia Sophia), historischen (z.B. Troja) und archäologischen Highlights (zwei der sieben Weltwunder befinden sich in der Türkei) sowie dem erwähnten niedrigen Preisniveau.
Die Urlaubsdauer lag mit 15,1 Tagen deutlich über dem Durchschnitt der europäischen Reiseziele. Dies liegt an der fast ausschließlichen Pauschalbuchung der Reisenden (im Gegensatz zu Individualreisenden bleiben Pauschalurlauber meistens etwas länger) sowie der langen Anreisezeit (es gilt der Grundsatz „je weiter, desto länger“).


Fernreisemarkt seit 10 Jahren stabil

Bild: Sydney/Australien

 Der Fernreisemarkt behielt auch 2016 seine Faszination. So liegt der Anteil derjenigen Urlauber, die 2016 ein Fernreiseziel für ihren Haupturlaub wählten, mit 11,4 Prozent weiterhin auf hohem Niveau. Das beliebteste Fernreiseziel ist mit Abstand Nordamerika. Im Vergleich zum vergangenen Jahr konnten die USA und Kanada mit 3,1 Prozent deutlich mehr Besucher verzeichnen (2015: 2,3%). Dies liegt neben der grundsätzlichen Faszination des Landes u.a. an den stark ausgebauten Angeboten seitens der Reiseveranstalter und einem starken Euro-Dollar-Wechselkurs. Rückgänge mussten im Jahresvergleich die Reiseziele in Asien – Fernost (2016: 1,9%, 2015: 2,6%) hinnehmen.
 Dagegen verloren erstmals seit Jahren die nordafrikanischen Feriengebiete in Ägypten, Marokko und Tunesien keine weiteren Marktanteile. Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis die Reisedestinationen an der südlichen Mittelmeerküste ihre Höchststände aus den 1990er und 2000er Jahren wieder erreichen – und auch nur dann, wenn keine weiteren Terroranschläge vor Ort passieren.
Insgesamt ist festzuhalten, dass die Zahl der Fernreisenden sich innerhalb der letzten 25 Jahren mehr als verdoppelt, im Jahresvergleich zu 2015 jedoch nur geringfügig zugenommen hat. Eine Fernreise bleibt für viele Bundesbürger ein Traumurlaub, den sich jedoch auch zukünftig nur ein kleiner Teil der Reisenden leisten kann oder will.

Bild: Sydney/Australien



Bilder v.l.: Dubai | Koh Samui/Thailand | Bali

Antigua

Mit 12,9 Tagen länger als im Vorjahr

Zum zweiten Mal in Folge erhöhte sich die durchschnittliche Reisedauer der Bundesbürger. Nach dem Tiefpunkt mit 12,1 Tagen im Jahr 2014 stieg die Zahl der Urlaubstage vor Ort auf aktuell 12,9 Tage. Zugenommen hat hierbei nicht nur die durchschnittliche Reisedauer, auch die Anzahl der Bundesbürger, die länger als 14 Tage unterwegs waren, stieg an: Verreiste im Jahre 2015 „nur“ etwa jeder vierte Reisende (26,7%) länger als zwei Wochen, war es in der vergangenen Saison fast jeder dritte (31,3%).

Innerhalb der Bevölkerung zeigten sich folgende Unterschiede:

-- Singles waren 2016 am längsten unterwegs. Sie verbrachten fast zwei Wochen im Urlaub (13,8 Tage). Aufgrund weniger Verpflichtungen und mehr Flexibilität können Singles sich solche Reisen ermöglichen. Mit zunehmenden familiären Verpflichtungen verkürzt sich auch die Reisedauer.

-- Größere Unterschiede waren – wie schon in der Vergangenheit – bei den Einkommensgruppen nachweisbar. Während mehr als die Hälfte der Besserverdiener eine Reise von mindestens 14 Tagen unternahm, waren dies bei den Geringverdienern lediglich 14 Prozent.

-- Großstädter verreisten im Durchschnitt 14,8 Tage und damit 4,1 Tage länger als Dorfbewohner.

-- Bei der Analyse der Lebensphasen zeigte sich, dass Singles zwischen 25 und 49 Jahren im Schnitt drei Tage länger unterwegs waren als der Rest der Inlandsurlauber (13,8 zu 10,7 Tagen).

Weiterhin Bestand hatte in der vergangenen Reisesaison zudem die Gleichung „Je weiter, desto länger“. So blieben die Gäste in den innerdeutschen Feriengebieten durchschnittlich 10,7 Tage und ein Urlaub im europäischen Ausland dauerte 13,1 Tage.
Dabei zeigt sich ein unterschiedliches Bild: Am längsten verweilten die Urlauber in Skandinavien (16 Tage), gefolgt von den türkischen (15,1 Tage) und spanischen Feriengebieten (13,4 Tage). Etwas kürzer dauerte ein Urlaub in Griechenland (13 Tage), Frankreich und Italien (jeweils 12,6 Tage) sowie Kroatien (12,3 Tage). Weniger Tage vor Ort verbrachten die Bundesbürger in Österreich (11 Tage) sowie den Benelux-Staaten (10,1 Tage).

Am längsten blieben die Bundesbürger auch 2016 im außereuropäischen Ausland. So dauerte eine Fernreise mit 18,6 Tagen deutlich länger als ein Inlandsurlaub. Die meiste Zeit vor Ort wurde in Australien verbracht (28,2 Tage). Die „kürzeste“ Fernreise dauert 15,1 Tage und führte nach Nordafrika.


Höher als jemals zuvor

Mit durchschnittlich 1.166 Euro pro Person gaben die Bundesbürger 2016 mehr Geld für ihren Urlaub aus als jemals zuvor. Diese Summe umfasst nicht nur die reinen Reise- und Unterkunftskosten, sondern auch alle weiteren Ausgaben - vom Ausflug über Souvenirs bis zum Eis am Strand. Innerhalb der Bevölkerung zeigt sich, dass mit dem Alter auch die Ausgaben steigen:
Bei einer Analyse der Tageskosten (Gesamtkosten geteilt durch die Anzahl der Urlaubstage) wird deutlich, dass ein Urlaub im Inland nicht immer günstiger ist als ein Auslandsurlaub.  So gaben beispielsweise Bayern-Urlauber pro Tag etwas mehr aus als Türkei-Urlauber, an der Nordsee war es teurer als in Kroatien und im Schwarzwald zahlte man mehr als in den Benelux-Staaten. Teurer als im Inland war es dagegen im beliebtesten deutschen Auslandsreiseziel Spanien. Dies erklärt sich teilweise durch die hohen Flugkosten auf die kanarischen Inseln, verdeutlicht aber auch die grundsätzlich etwas höheren Preise in spanischen Destinationen.

-- 14- bis 34-Jährige gaben im Durchschnitt 1.000 Euro bzw. 78 Euro pro Tag aus,
-- 35- bis 54-Jährige ließen sich den Urlaub 1.194 Euro bzw. 92 Euro pro Tag kosten und über 55-Jährige gaben mit 1.264 Euro bzw. 98 Euro pro Tag am meisten aus.

Der größte Unterschied zeigt sich zwischen Italien und der Türkei. Bei den Gesamtkosten liegen gerade einmal 100 Euro zwischen den Ländern. Doch in der Türkei waren die Tageskosten um 23 Euro pro Tag niedriger, auch wenn der Urlaub häufig mit einer Flugreise verbunden war. Im Schnitt dauerte ein Urlaub in der Türkei dann auch 2,5 Tage länger. Ganz anders in Italien: Dort wurde von allen beliebten europäischen Zielen mit fast 100 Euro pro Tag am meisten Geld ausgeben und etwas kürzer vor Ort verweilt.
Insgesamt ist festzuhalten, dass ein Urlaub im europäischen Ausland mit 1.171 Euro 40 Prozent teurer war als eine Reise innerhalb Deutschlands (831€). Eine Fernreise war sogar rund zweieinhalb Mal so teuer (2.144€) wie ein Urlaub im Inland.
Aber nicht nur im Hinblick auf die Urlaubsdestinationen, sondern auch auf die soziodemografischen Merkmale wie Wohnort, Geschlecht oder Einkommen lassen sich zahlreiche Unterschiede nachweisen.

-- Die Landbevölkerung gab durchschnittlich 944 Euro aus. Großstädter hingegen griffen deutlich tiefer in die Tasche und gaben 329 Euro mehr aus. Im Vergleich zu 2015 ist der Unterschied der beiden Gruppen um weitere 14 Euro gestiegen.

-- Männer gaben mit 1.218 Euro im Durchschnitt 102 Euro mehr für den Urlaub aus als Frauen. Damit ist der Abstand zwischen Frauen und Männern im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 52 Euro gestiegen.

-- Leicht verringert hat sich der Abstand bei den Einkommensgruppen. Trotzdem gaben Besserverdienende (über 3.500€ Haushaltsnettoeinkommen) mit 1.464 Euro noch immer 598 Euro mehr aus als Geringverdiener (unter 1.500€ Haushaltsnettoeinkommen). Der Unterschied zum Vorjahr ist aber von 621 Euro um 23 Euro gesunken.

-- Zum ersten Mal gaben Ostdeutsche mehr Geld für ihren Urlaub aus als Westdeutsche. Während der Unterschied im Vorjahr noch 82 Euro – zugunsten der Westdeutschen – betrug, ist dieser mittlerweile auf 39 Euro zugunsten der Ostdeutschen gesunken. Es bleibt abzuwarten, ob es sich um eine Ausnahme oder eine Trendwende handelt.

-- Die Gruppe der über 50-Jährigen gab durchschnittlich 29 Prozent mehr für den Haupturlaub aus als die der unter 30-Jährigen. So waren es bei der ersten Gruppe 1.246 Euro, während letztere mit 967 Euro auskamen.


Zahl der Reisenden steigt

 Vieles deutet darauf hin, dass die Bundesbürger 2017 noch häufiger unterwegs sein werden als 2016. Eine stabile Wirtschaftslage mit einer niedrigen Arbeitslosenquote, ein starker Eurokurs und niedrige Zinsen führen zu einer wachsenden Reiselust. Fast die Hälfte der Bundesbürger (44%) hat schon jetzt feste Reiseabsichten für das Jahr 2017. Jeder Achte plant sogar, mehr als einmal die Koffer zu packen. Dagegen sind lediglich 18 Prozent der Bundesbürger schon jetzt sicher, dieses Jahr zu Hause zu bleiben. Im Vergleich zum Vorjahr nimmt die Zahl der Nicht-Reisenden somit um drei Prozentpunkte ab (2015: 21%). 38 Prozent der Deutschen haben sich derzeit noch nicht entschieden, ob sie 2017 in den Urlaub fahren wollen oder können.

Betrachtet man die verschiedenen soziodemografischen Merkmale der Bevölkerung genauer, dann zeigen sich einige Unterschiede:

-- Besonders reisefreudig werden auch dieses Jahr diejenigen sein, die 2016 verreist sind. 65 Prozent der Verreisten von 2016 planen bereits einen Urlaub für 2017. Erfahrene Urlauber machen somit die größte Gruppe der Reisenden aus.

-- Von denjenigen, die 2016 nicht verreist sind, planen nur 12 Prozent bereits fest eine Reise für die kommende Saison.

-- Erneut kann davon ausgegangen werden, dass die Reiseintensität von Großstädtern (51%) und Höhergebildeten (59%) höher sein wird als die der Landbewohner (37%) und formal Niedriggebildeten (30%).

Und wohin wird es 2017 die meisten Deutschen Urlauber ziehen? An die Nord- und Ostsee oder in die Alpen? An die Mittelmeerküsten – oder doch die weite Ferne nach Amerika, Afrika oder Asien? Mehr als jeder dritte Bundesbürger mit festen Reiseabsichten steht genau vor dieser Frage und ist sich noch unschlüssig. Alle Feriengebiete von Sylt bis auf die Seychellen können daher auf Gäste aus dieser Gruppe der Unentschlossenen hoffen, die nur auf das richtige Angebot warten, um zu buchen und die Vorfreude beginnen zu lassen. Bei den Entschlossenen sind europäische Ziele wie immer sehr beliebt, insbesondere Spanien und Italien. Fast jeder Vierte plant, in Deutschland seinen Urlaub zu verbringen und neun Prozent wissen schon jetzt, dass sie einen anderen Kontinent bereisen werden.




Internet: www.stiftungfuerzukunftsfragen.de


Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Marcel Schäffler

Textzusammenstellung: ©Ermasch - Presse - Service, R. Schäffler
Fotos: ©EPS-Schäffler, Marcel Schäffler (Neon-Foto-Avantgarde), Renate Schäffler
Quelle: ©BAT Stiftung für Zukunftsfragen

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