Merci, Monsieur Lebeau

Ein Franzose „erfand“ schon 1903 den Sicherheitsgurt

 

 | Vom Kaiser stammt der Führerschein (Er ist heute eine Selbstverständlichkeit)
 | Merci, Monsieur Lebeau (Ein Franzose „erfand“ schon 1903 den Sicherheitsgurt)

 

Namen wie Gottlieb Daimler und Karl Benz, Nikolaus Heinrich Otto und Rudolf Diesel sind mit der Geschichte des Automobils allein schon durch die Werke verbunden, die ihren Namen tragen. Die einen als die Väter des Automobils, die anderen als die Männer, die dem Automobil durch die Erfindung der nach ihnen benannten Motoren das Leben eingehaucht haben. So mancher „kleine“ Erfinder aber, der für wichtige Details in der Entwicklung zum heutigen hochqualifizierten Stand der Technik wie der Sicherheit verantwortlich zeichnet, ist in Vergessenheit geraten. Sofern man von ihm überhaupt jemals Notiz genommen hat.


Wer zum Beispiel kennt denn schon Gustave Désiré Lebeau, geschweige weiß, was er mit dem Auto zu tun hat. Und gerade er war einer der Vorreiter für ein ganz besonderes Kapitel der heute so definierten passiven Sicherheit. Was er erdachte, ist erst lange nach seinem Tod zum Standard der Ausrüstung aller Automobile geworden – der Sicherheitsgurt.


Zu einer Zeit, als die Autos noch mit Geschwindigkeiten durch die Lande zuckelten, die heute jeder moderne Traktor erreicht, dachte Monsieur Lebeau bereits daran, die Automobil-Insassen vor den Folgen von Unfällen zu schützen. Verkehrsunfälle gab es auch damals schon. Besonders gefährlich nicht zuletzt deswegen, weil die Autos praktisch alle noch „oben ohne“ fuhren. Und die Gefahr, dann bei einem Unfall aus dem offenen Motorwagen herausgeschleudert oder unter dem umgestürzten Fahrzeug begraben zu werden, war damit umso größer. Das eben brachte Lebeau auf den Gedanken mit dem ersten „Rückhaltesystem“ der Automobilgeschichte


Im Jahre 1903, genau hundert Jahre, nachdem J.G. v. Herder den Satz geschrieben hatte „Gebt mir eine große Idee, daß ich an ihr gesunde“, hatte ein Franzose eben diese große Idee. Eine, an der er – wie viele Erfinder – nicht „gesundete“, geschweige denn reich wurde. Aber eine, an der zahlreiche Menschen nicht erst gesunden mussten, sondern gleich gesund blieben. Zumindest gesünder, als sie es in Millionen Fällen ohne diese große Idee des Monsieur Lebeau geblieben wären.


In jenem Jahr 1903 demonstrierte der sicherheitsbewusste Franzose mit einer Zeichnung am Bespiel eines Renault-Modells seine Vorstellung vom Sicherheitsgurt. Wobei er gar nicht erst halbe Sachen machte und ebenso wie an die vorderen Insassen auch an die „Hinterbänkler“ dachte. Sein Gurtsystem bestand aus über beide Schultern verlaufenden und sich vor der Brust kreuzenden Bändern, die links und rechts neben den „Autlern“ verankert waren. Wenn man sich diese Bänder übrigens nicht überKreuz, sondern über beide Schultern nach vorn verlaufend vorstellt, zeichnete er bereits damals vor, was im Automobilsport heute als „Hosenträgergurt“ Standard ist. Wieweit es auf seine große Idee zurückgeht, dass in der Jagdfliegerei während des Ersten Weltkriegs bereits Sicherheitsgurte zum Einsatz kamen, ist nicht überliefert.


Fazit:

Der Sicherheitsgurt ist fast so alt wie das Auto selbst und keineswegs erst ein Ergebnis des Sicherheitsdenkens unserer Tage. Um auf den Eingang zurückzukommen, müsste seine Erfindung auch seinen Namen tragen. Die Leser dieses Beitrags aber sollten, wann immer sie – natürlich gegurtet! – im Auto Platz nehmen, es mit diesem Gedanken tun: Merci, Monsieur Lebeau.





Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Schäffler / Schäffler

Text: Manfred E. Friedrich
Illustration: Archiv Manfred E. Friedrich
Quelle: Archiv Manfred E. Friedrich

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