Psychologische Aspekte
in der Zahnsanierung bei Kindern

J. Einwag, Stuttgart

 

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1. Das Problem

Der Besuch beim Arzt /Zahnarzt ist für die meisten Menschen mit durchaus ambivalenten Gefühlen verbunden : Hoffnung auf Besserung auf der einen Seite, sowie Angst vor einer schlechten Nachricht oder auch Schmerzen auf der anderen Seite stehen sich diametral gegenüber.




Abb. 1:
Ausdrucksformen der Angst

Dies gilt grundsätzlich unabhängig von Alter, Geschlecht und Bildungsgrad. So gesehen ist es überhaupt nicht erstaunlich, daß auch nach neueren Unter-suchungen der Großteil der Patienten den Zahnarzt nur dann aufsucht, wenn bereits erste Symptome einer Erkrankung (z.B. Schmerz oder Bluten) aufge-treten sind.


Dies gilt insbesondere auch für Kinder bis ins Grundschulalter, die ja nicht von sich aus die Initiative zum Zahnarztbesuch ergreifen. In der Regel erscheinen sie auf Veranlassung/in Begleitung ihrer Eltern in der Praxis, meist erst dann, wenn die Lebensqualität der Eltern ( z.B. durch schlaflose Nächte") gestört wird oder Probleme im sozialen Umfeld auftreten (z.B. mangelnde soziale Akzeptanz durch "schwarze Zähne" im sichtbaren Bereich bei Kindergarten - und Schulkindern).




Abb. 2:
Frühkindliche Karies ("ECC") im Oberkiefer in verschiedenen Formen und Stadien bis hin zur
vollständigen Zerstörung der Krone und Abszeß-/Fistelbildung

Das Ausmaß des Problems ist bereits im Kleinkindalter enorm: Nach neueren Untersuchungen leiden etwa 6 % der Kleinkinder an einer "frühkindlichen Karies" ("ECC"= Early Childhood Caries), meist verursacht durch nächtliches Dauernuckeln. Das sind in Deutschland ca 50.000 Kinder pro Jahr !


2. Das aktuelle Vorgehen

In Abhängigkeit vom Alter des Kindes, vom Umfang der notwendigen Behand-lung bzw. dem Grad/der Art der vorhandenen Zahnarzt-Angst (unspezifisch, spezifisch oder Phobie) ist vielfach nur eine eingeschränkte (oder gar keine ) Kooperation des Patienten zu erwarten. Das heißt : Eine "normale" zahnärztliche Behandlung in der Praxis, ggf. mit einer "Spritze" zur Bekämpfung des Schmerzes, ist nicht möglich.


Bei einem Teil der Patienten (in der Regel Kindergarten- und Schulkindern) gelingt es, durch geeignete (mitunter aufwändige) psychologische Techniken vorhandene Ängste abzubauen. Diese Ängste entstammen zum einen dem häuslichen Milieu (z.B. Erziehungs-probleme, Angst-/Schmerzerfahrungen im familiären und Freundeskreis, eigene frühere Angst-/Schmerzerlebnisse...) oder sind auf Faktoren im zahnärztlichen Umfeld zurückzuführen ( mangelndes pädagogisches Geschick des Zahnarztes, keine kindgerechte Praxisorganisation oder/und -einrichtung ...).


Dennoch: Vielfach sind auch die besten verhaltensführenden Maßnahmen allein nicht ausreichend. Dies gilt vor allem bei Kleinkindern mit ausgeprägten Zerstörungen hingegen (immerhin ca 50.000 in Deutschland pro Jahr) Hier muß zusätzlich pharmakologisch interveniert werden. Gleiches gilt für eine große Anzahl von Patienten, die aufgrund von Allgemeinerkrankungen und/oder Behinderungen einer normalen zahnärztlichen Versorgung nicht zugänglich sind.


Die Kooperation zwischen dem Zahnmedizinischen Fortbildungszentrum Stuttgart und dem Olgahospital Stuttgart konzentriert sich auf die Betreuung dieser Patienten.


ab

Abb. 3a)
Zustand nach Entfernung aller Zähne im Oberkiefer und aller Seitenzähne im Unterkiefer

Abb. 3b)
Zustand nach Eingliederung von Kinderprothesen im Oberkiefer und Unterkiefer

3. Die Vision

Karies, auch die frühkindliche Karies, ist grundsätzlich vermeidbar - bereits mit den heute zur Verfügung stehenden Methoden ! Diese Tatsache gilt es zu kommunizieren !




Abb. 4:
Kariesfeies Milchgebiß - Heute keine Zauberei, sondern Alltag !

Aufgrund nach wie vor bestehender Wissensdefizite insbesondere der Eltern und Hebammen, besteht diesbezüglich allerdings erheblicher Nachholbedarf, insbesondere im Migrantenbereich ( Migrantenkinder stellen zwischenzeitlich einen Großteil unserer Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko !). Hier sind sowohl Gynäkologen, als auch Pädiater und Zahnärzte gefordert !


Die Gleichung ist einfach : Keine Karies - Keine Schmerzen - Keine Angst - -Keine aufwändige psychologische Betreuung - Keine Narkose !




Abb. 5:
Lachende Kinder in der Zahnarztpraxis - kein Wunder bei kariesfreien Zähnen

Für die meisten der heute in Deutschland lebenden Kindern wurde diese Vision bereits Realität. Für diejenigen, bei denen Karies im Milchgebiß nicht vermie-den werden konnte, gilt es dafür zu sorgen, daß durch geeignete, frühzeitige Therapie die Voraussetzungen für ein kariesfreies bleibendes Gebiß geschaffen / optimiert werden.




Abb. 6a:
Durchbruch von bleibenden Zähnen in einem kariösen Milchgebiß - Eingeschränkte Möglichkeiten der Mundhygiene - Ungünstige Prognose für die neuen Zähne !



Abb. 6b:
Mit konfektionierten Kronen sanierter Unterkiefer - Die Hygienefähigkeit der Mundhöhle ist gewährleistet - Gute Voraussetzungen für die bleibenden Zähne !

Der flächendeckende Aufbau von Strukturen analog der Kooperation ZFZ Stuttgart und Olgahospital Stuttgart wäre eine effiziente Möglichkeit und ist angesichts der vorhandenen fachlichen Kapazitäten im Bereich der Pädiatrie, Anästhesie und Zahnmedizin auch kurzfristig zu realisieren.



Abb. 7:
Karies- und gingivitisfreie bleibende Zähne - Ein realistisches Ziel




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Textzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler, Vick
Fotos: © EPS-Schäffler
Quelle: © Professor Dr. Johannes Einwag

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